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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0093
EIN ASTROLOGISCHES EXPERIMENT 89

typen vergleichen ließe. Sie hätten nämlich mit letzteren die Eigenschaft gemeinsam
, daß sie dem Bewußtsein praexistent sind und daher eher dieses
bedingen, als daß sie von ihm bedingt wären. Auch die Archetypen sind
als apriorische Vorstellungsformen ebenso sehr gefunden wie erfunden;
entdeckt, insofern man nicht um ihre unbewußte autonome Existenz
wußte, und erdacht insofern, als ihr Vorhandensein aus vielen analogen
Vorstellungsbildungen erschlossen wurde. Es scheint demnach, als ob die
ganzen Zahlen archetypischen Charakter besäßen. Wenn dem so sein sollte,
so hätten nicht nur gewisse Zahlen und Zahlenkombinationen Beziehung
und Wirkung auf gewisse Archetypen, sondern auch umgekehrt letztere
auf erstere. Ersterer Fall entspricht der Zahlenmagie, letzterer aber meiner
Fragestellung, ob die Zahlen in Verbindung mit der numinosen Götterversammlung
, welche das Horoskop darstellt, nicht Neigung zu besonderem
Benehmen zeigen würden ?

Alle vernünftigen Menschen und vor allem die Mathematiker sind
in erster Linie mit der Frage beschäftigt, was man mittels der Zahlen
zuwegebringen könne. Nur einige wenige widmen ihr Interesse der
Frage, was die Zahlen, insofern sie autonom sind, an sich tun. Schon die
Frage allein tönt so absurd, daß man sie in einer anständigen intellektuellen
Gesellschaft kaum zu äußern wagt. Ich konnte es wohl nicht vorher
sagen, sondern mußte abwarten, was das Resultat meiner so anstößigen
Statistik sein würde: in der Tat haben sich meine Zahlen in so entgegenkommender
Weise benommen, die ein Astrologiekundiger vielleicht eher
bewundern kann als ein Mathematiker. Letzterer scheint infolge zu strenger
Verhaftung an die Vernunft nicht darüber hinwegzukommen, daß mein
Resultat eine zu große Wahrscheinlichkeit besitzt, um für die Astrologie
etwas zu beweisen. Gewiß tut es das nicht, und es war nie beabsichtigt, daß
es solches täte, und ich habe auch nicht einen Moment geglaubt, daß das
jeweilig auf eine Mondkonjunktion entfallende Maximum eine sogenannte
bedeutsame Zahl darstelle. Trotz dieser kritischen Einstellung ergaben
sich während der Ausarbeitung und Berechnung der Statistik einige Irrtümer
, die alle ohne Ausnahme darauf zielten, ein für die Astrologie möglichst
günstiges Resultat herauszubringen. Wie zur Strafe für seine wohlmeinende
Warnung passierte der Hauptirrtum meinem Mathematiker, welcher für
meine Maxima zunächst eine viel zu geringe Wahrscheinlichkeit errechnete
und somit ohne sein Wissen vom Unbewußten zugunsten des astrologischen
Prestige getäuscht wurde.


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