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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0094
90 C. G. JUNG

Derartige lapsus können unschwer durch eine geheime Unterstützung
der Astrologie gegenüber der allzuheftigen Voreingenommenheit des Bewußtseins
erklärt werden. Diese Erklärung reicht aber nicht aus im Falle
des höchst bedeutsamen Gesamtresultates, welches mit durchaus zufälligen
Zahlen das Bild der für die Ehe klassischen Tradition zeichnet, nämlich
die Mondkonjunktion mit den drei Prinzipien des Horoskops, wo
doch 47 andere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Es ist durch die
Tradition, z. T. seit der Zeit des Ptolemaeus, vorausgesagt, daß die Mondkon-
iunktion mit der Sonne oder dem Mond des Partners für die Ehe charakteristisch sei.
Der Ascendent hat vermöge seiner Stellung im Horoskop eine ähnliche
Wichtigkeit wie Sonne und Mond. Man hätte sich also in Ansehung dieser
Tradition kein besseres Resultat wünschen können, abgesehen von der
reinen Zufälligkeit der Maxima. Die Zahl, welche die Wahrscheinlichkeit
eines solchen vorausgesagten Zusammentreffens darstellt, ist im Gegensatz
zum einmaligen Maximum von 10% in der Tat hochbedeutsam und verdient
es, hervorgehoben zu werden, obschon man ihr Zustandekommen
und das ihrer anscheinenden Sinnhaftigkeit ebenso wenig verstehen kann
wie das Resultat der Rhineschen Experimente, welche das Vorhandensein
einer Perzeption unabhängig von der Raum-Zeitschranke dartun.

Selbstverständlich meine ich nicht, daß mit diesem Experiment etwas
bewiesen ist, so wenig wie mit irgendeinem anderen Bericht über Vorkommnisse
solcher Art, aber es ist etwas angedeutet, das selbst die Naturwissenschaft
nicht mehr übersehen darf, nämlich daß ihre Wahrheiten
statistischer Natur und daher nicht absolut sind. Es gibt darum in der Natur
einen Hintergrund von Akausalität, Freiheit und Sinnhaftigkeit, welche
sich zur Gebundenheit, Mechanik und Sinnlosigkeit wie komplementär
verhalten, und es ist anzunehmen, daß Phänomene solcher Art beobachtet
werden können. Sie werden aber wegen ihrer eigentümlichen Beschaffenheit
kaum zu bewegen sein, den zweifelerregenden Charakter der Zufälligkeit
abzulegen. Würden sie dies tun, so wären sie nicht mehr, was sie
sind, nämlich akausal, indeterminiert und sinnhaft.

Vom rationalen Standpunkt aus ist ein derartiges Experiment völlig
wertlos, denn je öfter es wiederholt wird, desto wahrscheinlicher ist seine
Ergebnislosigkeit. Daß dem aber auch nicht so ist, beweist die sehr alte
Tradition, die wohl kaum je zustande gekommen wäre, wenn sich nicht
gerade dieser Zufallstreffer in der Vergangenheit öfters ereignet hätte. Er
verhält sich wie die Rhineschen Ergebnisse: sie sind ungemein unwahr-


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