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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0128
PARAPSYCHISCHE PHÄNOMENE
ALS WISSENSCHAFTLICHE GRENZFRAGE*

VON HANS BENDER

In der Reihe dieser Dies-Vorträge, die unter das allgemeine Thema «Begriff
und Funktion der Grenze in der Universitas» gestellt ist, kommt
heute das Grenzgebiet der Parapsychologie zur Sprache, das eine Sonderstellung
im Bereich der Forschung und der Lehre einnimmt: es ist nämlich
als einziges der im akademischen Rahmen behandelten Fächer gezwungen,
die Existenz seines eigenen Gegenstandes zu beweisen oder zumindest,
seine Eigenständigkeit und Nicht-Reduzierbarkeit glaubhaft zu machen.
Für die Tatsachenerforschung und Theorienbildung auf diesem umstrittenen
Grenzgebiet hat der verstorbene Leipziger Philosoph Hans Driesch
1932 eine Methodenlehre veröffentlicht unter dem Titel: «Parapsychologie
. Die Wissenschaft von den ,okkulten' Erscheinungen». Die bescheidene
Absicht seiner Schrift, sagt er in der Vorrede, sei, ein Wegweiser für
solche zu sein, die selbst mit Aussicht auf Erfolg auf dem Gebiet der Parapsychologie
arbeiten wollen. Doch führt er zugleich bittere Klage über
die Ignorierung, ja Verfemung dieses neu erschlossenen Wissensgebietes,
das insbesondere von den Universitäten abgelehnt werde. Diese sollten
gewiß allem Neuen gegenüber kritisch eingestellt sein, aber sie hätten
doch nicht eine bloße konservative Funktion, sondern müßten erkennen,
wo eine Chance besteht, Wesentliches zu finden. Es läge gar kein Grund
vor, sich gegen die Parapsychologie zu sperren, denn diese arbeite wie
andere Wissenschaften positivistisch und induktiv, finde Typen und Formen
des Weltgeschehens wie es dem rationalen Arbeiten anderer Disziplinen
entspreche.

Es ist auch heute, 25 Jahre nach Erscheinen dieser Schrift, keine Selbstverständlichkeit
, daß ich mit einem ausdrücklichen Lehrauftrag das Thema
«Parapsychologie» in unserer Universität behandeln kann. Vielerorts
herrschen noch die Vorurteile, von denen Driesch sprach. Es ist mir ein
Bedürfnis, anläßlich dieses Vortrages der Universität für das Vertrauen zu
danken, das sie in ihrer Unvoreingenommenheit zum Ausdruck bringt.

* Ein Diesvortrag, gehalten an der Universität Freiburg am 15. Januar 1958.


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