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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0131
PARAPSYCHISCHE PHÄNOMENE 127

der einen Seite gläubige Anerkennung, auf der andern heftige Zweifel ausgelöst
. Der «Gleichförmigkeit des Okkulten» stand zumindest im abendländischen
Kulturraum von jeher eine Gleichförmigkeit der im «Fühldenken
» wurzelnden Zustimmung oder Ablehnung zur Seite. Als skeptische
Stimme sei nur Ciceros Schrift «De divinatione» (Über das Weissagen
) genannt. In Jahrhunderten ungebrochenen religiösen Glaubens
schienen die behaupteten Erscheinungen ausgespannt zwischen dem gottgewollten
Wunder einerseits und dämonischen Bewirkungen anderseits.
Von Heiligen wird berichtet, daß sie verborgene Dinge erkennen können,
Hexen sollten im Dienst der bösen Mächte über ähnliche Fähigkeiten verfügen
, Dämonen Spukerscheinungen bewirken. Aber schon aus dem
Jahre 1575 kennt man aus Pariser Gerichtsakten das Plädoyer eines Advokaten
, der bei einem Mietstreit wegen der angeblichen Spukbefallenheit
eines Hauses es als Schmach und Schande bezeichnete, daß man mit der
Anerkennung solcher Ammenmärchen der Leichtgläubigkeit der ungebildeten
Masse Vorschub leiste. Ein Londoner Tribunal allerdings bewilligte
1952 den Bewohnern eines Hauses, das von unerklärlichen spukhaften
Schlägen heimgesucht wurde, eine Mietherabsetzung.

Mit der Aufklärung begann ein säkularer Verdrängungsprozeß in bezug
auf das «Okkulte», der einige Jahrzehnte von der enthusiastischen Zuwendung
der Romantik zu den «Nachtseiten des Seelenlebens» unterbrochen
wurde. Das unbewußte Seelenleben: Traum, Ahnung, Hellsehen,
schienen den Weg zu weisen für ein neues Verständnis der Stellung des
Menschen im Kosmos. Die seltsamen Fähigkeiten der von Mesmer und
seinen Anhängern untersuchten Somnambulen, die im «magnetischen»
Schlaf hellseherische Leistungen vollbringen sollten, gaben Stoff für weitreichende
Spekulationen. Unter dem Einfluß der Naturwissenschaft wurde
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über diese Grenzphänomene
wieder ein Tabu verhängt. Um so mehr wucherte der abergläubische Umgang
mit ihnen: von Amerika ausgehend verbreitete sich um 1850 die Epidemie
des Tischrückens über die ganze Erde. Die rasch entstehenden Sekten
der Spiritisten glaubten, mit den klopfenden Tischen und mit Hilfe
von «Medien» mit einer Geisterwelt in Verbindung zu stehen. Das Unerklärliche
wurde als eine Bewirkung jenseitiger Wesen gedeutet. Millionen
von Menschen tun dies noch heute. In südamerikanischen Staaten ist der
sogenannte «christliche Spiritualismus» auf dem Wege, eine die Massen
ergreifende Religionsform zu werden.


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