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134 hans bender
Studenten einen auswählten, der eine besondere Begabung zu haben
schien. Er konnte mit signifikanten Ergebnissen ein Kartenpäckchen, von
dem keine Einzelkarte für die jeweilige Aussage weggenommen wurde,
je nach Instruktion entweder von oben nach unten oder von unten nach
oben «raten».
In London experimentierte der Mathematiker S.G. Soal mit dem Kartenverfahren
unter besonders strengen Bedingungen. Von 1934 bis 1939
prüfte er 160 Versuchspersonen, ohne auffallenderweise Anzeichen für
eine außersinnliche Wahrnehmung zu finden. So nahm er eine sehr skeptische
Haltung ein. Die Beobachtung eines englischen Parapsychologen
Whateley Carington, daß Versuchspersonen mit ihren Aussagen hin und
wieder den dargebotenen Objekten zum Teil nachhinken, zum Teil aber
mit dem bestürzenden Verdacht der «Vorschau» vorauseilen, veranlaßten
ihn, seine Versuchsergebnisse auf diesen merkwürdigen «Verschiebungs-
efFekt» nochmals zu überprüfen. Bei 158 seiner Testpersonen ergab sich
nichts Auffallendes. Bei zweien aber, dem Photographen Mr. Shackleton
und einer Mrs. Stewart zeigte sich zum größten Erstaunen Soals, daß sie
in signifikanter Weise die Karten, die vor oder nach der beabsichtigten
Zielkarte kamen, erraten hatten. Soal führte zunächst mit Mr. Shackleton
neue Versuche durch. Zielobjekte waren fünf Karten mit Tierbildern, die
nach einem Zufallsverfahren ausgewählt und in einer komplizierten, auf
maximale Sicherung gegen irgendwelche Formen normaler Information
bedachter Versuchsanordnung, von dem Versuchsleiter angesehen wurden
und von dem Sensitiven in einem andern Raum erkannt werden sollten
. Diese Anordnung unterschied nicht zwischen Telepathie und Hellsehen
: in Frage stand eine undifferenzierte Form der außersinnlichen
Wahrnehmung. Die Resultate waren in hohem Maße signifikant. Dabei
trat der Verschiebungseffekt in einer überaus bedeutsamen Abhängigkeit
von der Dauer der Darbietung des Zielobjekts auf: Wenn der in diesen
Situationen «Sender» oder Agent zu nennende Experimentator die Karte
mit einem durchschnittlichen Intervall von 2,6 Sekunden zwischen zwei
«Sendungen» anschaute, nannte Shackleton mit 1540 Treffern in 5367
Versuchen die jeweils folgende Karte. Dies entspricht einem t-Wert von
15,9 oder einer Wahrscheinlichkeit gegen Zufall von icr40:1. Wenn das
Intervall auf durchschnittlich 1,4 Sekunden verringert wurde, erkannte
das Medium mit einer Wahrscheinlichkeit von io10:i die übernächste
Karte. (CR = 6,79). Wurde das Intervall wieder vergrößert, fiel er auf
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