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TRAUMARTIGE STRUKTUR TELEPATHISCHER AUSSAGEN 169

tifikationen zu rechnen wie bei einer Psychotherapie. Das Material, mit
dem man es zu tun hat, ist oft ähnlich brennend und heikel wie in jener, und
die Schwierigkeiten bleiben dieselben, ob es sich nun um die Exploration
einer fremden Versuchsperson oder um die Erforschung der eigenen Einfälle
zu den Aussagen und Behauptungen des Sensitiven handelt.

Nach diesen Überlegungen wird man nicht erwarten, daß es leicht sei,
die in einem psychometrischen Versuch zur Sprache kommenden Dinge
(sofern er überhaupt gelingt) vorher festzulegen. Es muß schon als ein
Glück angesehen werden, wenn es in einzelnen Stücken gelingt.

Für den hier zu beschreibenden Versuch (er liegt drei Jahre zurück)
wurde als psychometrischer Gegenstand ein Ring ausgewählt. - Ich muß
nun hier die Geschichte dieses Ringes erzählen, denn es kommt ja darauf
an, den Ort zu ermitteln, den der betreffende Gegenstand im Lebenszusammenhang
der Versuchsperson hat. Dabei besteht die Schwierigkeit,
daß es sich oft um die Lebensgeschichte mehrerer Personen handelt, die
Offenlegung sich also notwendig auf mehrere Personen beziehen muß. -

Einige Monate vor unserer Eheschließung träumte meine Frau, sie habe von
mir einen Ring geschenkt bekommen. Sie erzählte mir den Traum. Es war ein
merkwürdiger Ring, ein ziemlich breiter Reif, auf dem einzelne Buchstaben aufgelötet
waren. Sie ergaben einen italienischen Spruch: Tutto a te mi guida. -
«Alles führt mich zu dir». Es war also ein altertümlicher Spruchring, von dem
sie geträumt hatte. Aber über die Herkunft dieses ihr unbekannten Spruches
wußte sie nichts zu sagen. Ihr fiel nur ein, daß sie einen ähnlich geformten Ring,
der schon sehr alt war, einmal auf der Burg Langenburg - in der Nähe ihres großväterlichen
Hofes - gesehen habe. Dies sei übrigens die Burg, auf der die Geschichten
des Romans «Die Heilige und ihr Narr» spielten, den sie als Kind gelesen
hätte und in dem der Ring - aber mit einem anderen Spruch und durch
einen später eingesetzten Stein verändert, auch vorkäme. (Vgl. A. Günther,
Die Heilige und ihr Narr, Bd. I, S. 39/40.) - Weiter fiel ihr zu dem Traum nichts
ein, und wir ließen ihn auf sich beruhen. Monate später und kurz vor unserer
Hochzeit aber fand ich anläßlich eines Umzuges in einer alten Geldbörse meiner
Frau einen kleinen, vom Wasser flachgeschliffenen Stein, auf dem mit kindlicher
Hand genau die Worte jenes italienischen Spruches eingeritzt waren, die auf dem
geträumten Ring gestanden hatten. Sie hatte nicht nur den Spruch, sondern auch
diesen Stein völlig vergessen, obwohl sie ihn als Kind wie ein Amulett um den
Hals getragen hatte.

Wie kam es, daß ihr dies alles nicht einmal zu dem Traum eingefallen war, obwohl
ich eingehend danach gefragt hatte ? Die Erklärung war nicht schwer zu
finden. Ihr Bruder, an dem sie sehr gehangen hatte und der als Kind den Stein
geritzt hatte (den Spruch kannte er aus irgendeinem Buch), war vor Jahren durch


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