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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0176
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DETLEV VON USLAR

Nach der Beschreibung des Landhauses (wörtlich, nach Tonband): «Frau,
Blondine, Pferd. Jagduniform, Schleier, Hut, wie man es früher getragen hat,
sie hat einen Zylinder auf, also einen Jagdhut mit Schleier, galoppiert mit einem
braunen Pferd aus diesem Tor zum hinteren Ausgang. Was mir auffällt, ist, daß
die Dame stürzt und das Pferd alleine weitergaloppiert.» Aber dann geht er unmittelbar
zur Schilderung des merkwürdigen Kellers über mit der Falltür und
den beiden Ringen, um später wieder auf die Gestalt der Reiterin zurückzukommen
: «Ein bleiches Gesicht. Dann immer dieser Schleier ... immer eine Kopfbedeckung
mit einem Schleier, kleines Barett mit Schleier; dieses Barett wird
entweder gehalten durch einen Ring, der es am Kopf hält, oder durch eine Borte,
die wie ein Ring aussieht.» Das Merkwürdige ist aber, daß er jetzt diese Gestalt
nicht nur wie zuvor für die Bewohnerin des von ihm beschriebenen Landhauses
hält, sondern sogar für die Frau des Ringbesitzers (dessen Ring er ja in der Hand
hält, ohne zu wissen, wer es ist). Mir scheint der Zusammenhang einsichtig zu
sein, denn meine Frau hatte sich ja mit der Gestalt der blonden Gisela stark identifiziert
, es handelt sich hier also um eine Verschiebung, wie wir sie von der
Struktur der Träume her so gut kennen.

Aber was ist es mit jener Kopfbedeckung, auf deren Beschreibung er so sehr
insistiert ? Er hat sich bei der Beschreibung der Kopfbedeckung korrigiert: aus
einem Jagdzylinder wird ein Barett, und an diesem ist ein merkwürdiger Ring,
der es hält. - Diese Ringspange gibt es wirklich - nicht nur in dem Roman, wo
die Figur der blonden, immer auffallend blassen Gisela auch wirklich ihr Barett
und ihren Schleier mit dieser Ringspange an ihren Haaren festhält, sondern auch
in der Wirklichkeit, wo sie auf dem Schloß Langenburg zusammen mit dem
durch einen großen Rubin entstellten Spruchring aufbewahrt wird (der nach
dem Roman noch das Haar dieser Vorfahrin enthalten soll), und wo meine
Frau bei einem Besuch als Kind sie sah. Es handelt sich um eine alte karolingi-
sche Ringspange. Aber diese Ringspange hat in dem Roman eine besondere affektbetonte
Geschichte: Sie gehörte einst der visionären Vorfahrin und befindet
sich jetzt im Besitz der Heldin des Buches, die mit der visionären Gestalt der
Reiterin für meine Frau beim Lesen zu einer einheitlichen Gestalt verschmolz.
Auch diese war wie sie als Kind sehr groß und kam sich deswegen häßlich vor.
Doch als die Romanheldin eines Tages mit langen geöffneten Haaren vor dem
Spiegel stand und spielerisch die Ringspange im Haar befestigte, kam sie sich
plötzlich schön vor. In diesem Moment kam die Stiefmutter herein, die ihr voll
Zorn die Spange aus dem Haar riß, sie auf den Boden warf und zertrat - so daß
sie später beim Goldschmied geflickt werden mußte. - Betrachten wir dies alles
einmal wie einen Traum, so würden wir in der Sprache der Psychoanalyse wohl
sagen, daß es sich hier um die Auseinandersetzung mit einer Muttergestalt
handelte.

Noch eine andere Einzelheit aus diesen Bildern scheint jetzt eine Aufklärung
zu bekommen. In dem Haus, in das O. die Figur des Romans versetzt, und das
doch mit seinem auffälligen Werkstattkeller viel mehr dem Haus gleicht, in dem
der Roman nur gelesen wurde, sitzt ja offenbar eine Art Goldschmied: in dieser


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