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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0181
TRAUMARTIGE STRUKTUR TELEPATHISCHER AUSSAGEN 177

in der meine Frau als Kind das Buch gelesen hat, und sie mit Gestalten
zusammenbringt, die sehr spezifisch auf Figuren zutreffen, die in ihrem
Leben eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Das Problem wird, sofern man sich für die telepathische Echtheit der
Beziehung der Aussagen auf den Inhalt der Einfälle entscheidet, also sehr
kompliziert, denn erstens sind es dann hauptsächlich Dinge, die dem Bewußtsein
meiner Frau und nicht dem meinen angehörten, die zur Sprache
kamen, und zweitens kann diesem noch die unbewußte Erinnerung der
Romanfigur im Bewußtsein O.'s entgegengekommen sein. Drittens sind
dann alle die Dinge, die durch die Einfälle beigebracht wurden, in den Bildern
O.'s in einen völlig neuen, traumartigen Zusammenhang geraten, sie
haben also, wenn man sie wie die latenten Trauminhalte im Sinne Freuds
betrachtet, eine starke Verdichtung, Verschiebung und sekundäre Bearbeitung
erfahren.

Ich muß es nun dem Leser selbst nach dem bisher Dargestellten überlassen
, die Frage der telepathischen Echtheit zu entscheiden, denn diese
Entscheidung wird immer nur das Ergebnis eines sorgfältigen Abwägens
aller Details und ihres Stellenwertes im komplizierten Gesamtzusammenhang
des Aussagen- und Einfallskomplexes sein können.

Der Beurteiler befindet sich dieser Frage gegenüber etwa in der Rolle
eines Schöffen, der aus dem komplizierten Gang einer Gerichtsverhandlung
, den vielen Details und Indizien, die in ihr zur Sprache kommen, und
die alle Tatbestände betreffen, die er selbst nicht miterlebt hat, aus der Vernehmung
von Zeugen, deren Glaubwürdigkeit er prüfen, deren Interesse
und Gegeninteresse er abwägen muß, schließlich seine Entscheidung fällen
soll. Doch kann man diesem Bilde gegenüber einwenden, daß ja die
vorliegende Darstellung nur aus einem Munde kommt, daß ja der advoca-
tus diaboli fehlt, der die Gegengründe und Zweifel zur Sprache bringt. Ich
kann dem Leser versichern, daß dieser advocatus diaboli in mir selbst
während dieser ganzen Darstellung keinen Augenblick geschwiegen,
sondern zu jedem einzelnen Detail seine Stimme erhoben hat. Stelle ich
mich aber selbst auf diesen Standpunkt, so läßt der advocatus diaboli
wiederum gegenüber dem Ganzen dieser Details von Bildern und Einfällen
und ihrem komplizierten Gefüge, das bei näherem Zusehen einen
so merkwürdigen psychischen Zusammenhang ergibt, Zweifel an den
Zweifeln aufkommen, und ich nehme an, daß es dem Leser ähnlich gehen
wird.


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