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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0182
I78 DETLEV VON USLAR

Dieses Spiel von Zweifeln und Gegenzweifeln ist sehr ähnlich dem,
das in uns auch bei der Deutung eines Traums aufkommt, die, wenn sie
wirklich ehrlich ist, alle diese Zweifel und Gegenzweifel in ihre Beratung
einbeziehen muß. Nur wird es noch verschärft dadurch, daß man beim
Traum ja annehmen kann, daß Einfälle und Traumtext doch irgendwie
zusammengehören werden, weil sie aus demselben Bewußtsein stammen,
während dies bei telepathischen Bildern nicht der Fall ist. Doch auch an
jener Voraussetzung, daß die Einfälle auf jeden Fall irgendwie zum Traumtext
gehören, sind ja Zweifel möglich, die wohl jeden Traumdeuter irgendwann
einmal befallen werden. Nur ist uns diese Zusammengehörigkeit
durch die jahrzehntelange Praxis der Psychoanalyse so selbstverständlich
geworden, daß wir sie meist nicht mehr in Frage stellen. Mir scheint sich
aus diesen Überlegungen eine wichtige Konsequenz zu ergeben. Setzen
wir den Fall, daß die Beziehung zwischen den Aussagen eines Sensitiven
und den Einfällen der Versuchsperson eine echte ist, daß also die Bilder des
Sensitiven wirklich telepathischen Ursprungs sind. Dann könnten wir
annehmen, daß der Zusammenhang zwischen dem Bewußtsein des Sensitiven
und dem der Versuchsperson irgendwie ähnlich sein muß dem Zusammenhang
, der dem Zusammenpassen von Einfällen und manifestem
Traum eines Träumers zugrunde liegt, also zwischen Wach- und Traumbewußtsein
einer Person. Dadurch ist letztlich eine Ähnlichkeit gegeben
mit dem Zusammenhang zwischen Bewußtsein und Unbewußtsein
überhaupt. Wie kompliziert dieser Zusammenhang sein muß, das hat
uns ja gerade Freuds Traumdeutung und alles, was ihr gefolgt ist, gezeigt
. Was das Unbewußte, Latente eigentlich sei, ist darum die eigentliche
, nahezu metaphysische Frage, die uns die Freudsche Traumdeutung
stellt, und Freud selbst ist sich dieser Problematik und der konstruktiven
Natur dieser Wissenschaft in hohem Maße bewußt gewesen. Gar nicht anders
verhält es sich nun gegenüber den telepathischen Phänomenen - nur
mit dem Unterschied, daß das Unbewußte, das ich hier lieber mit Freuds
anderem Ausdruck das Latente nennen möchte, auf irgendeine noch tiefer
latente Weise der Lebenswelt mehrerer Menschen anzugehören scheint. Es
scheint mir nicht gut, sich hier allzu schnell bei dem Begriff des kollektiven
Unbewußten zu beruhigen, der sich für diese Phänomene anbietet, obwohl
ihn Jung in anderem Zusammenhang konzipiert hat, denn dieser Begriff
wäre hier nur ein Name für ein Problem, keineswegs aber schon dessen
Lösung.


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