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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0183
TRAUMARTIGE STRUKTUR TELEPATHISCHER AUSSAGEN 179

Fassen wir noch einmal die Bilder des Sensitiven und die dazu eingebrachten
Einfälle in ihrer Gesamtheit ins Auge, so scheinen wir in allen Struktureinzelheiten
dieser Bilder und ihrer Ordnung zu einem Gefüge, in ihrer Verdichtung
von wirklichen und nur gelesenen Ereignissen zu einer neuen Einheit, etwas
ganz Ähnliches wie einen Traum vor uns zu haben, und zwar einen Traum, der,
wenn er ein Traum wäre, gar nicht von mir, sondern von meiner Frau geträumt
wäre. - Wir können also auch die Frage stellen, was dieser Traum bedeuten
würde: Welche latenten Traumgedanken lägen gleichsam also diesen Bildern des
Sensitiven zugrunde? - Man muß wohl sagen, daß in diesem «Traum», wenn
man ihn durch die «Einfälle» deutet, das Problem der Partnerbeziehung und
ihrer Geschichte zum Ausdruck käme, anknüpfend an den Ehering, der das
Symbol dieser Beziehung ist. - Die «Träumerin» selbst erschiene sich in der Gestalt
, mit der sie sich in einer bestimmten Epoche ihres Lebens, in der sie den
Roman las, identifiziert hatte, der blonden Gisela, und zugleich der Heldin des
Romans, der jene als Vision erscheint. - Wie kam es zu dieser Identifikation?
Die Beantwortung dieser Frage gibt uns die alte Ringspange, deren Rolle im
Roman und in der Wunschwelt der kindlichen Leserin ich dargestellt habe
(Seite 172 f.). An das Bild der Spange knüpft sich also nach dem Ganzen des hier
wiedergegebenen Zusammenhanges die Auseinandersetzung mit einer Muttergestalt
, was gleichsam die Vorbedingung des eigenen Erwachens zur Partnerbeziehung
ist. Wir dürfen also vielleicht vermuten, daß auch eine Vatergestalt
in diesen Bildern auftauchen werde, denn die Vaterbeziehung ist ja die erste
Partnerbeziehung, - gerade die, der sich die Gestalt der Mutter entgegenstellt.
Es würde sich in der Darstellung des letzten Versuches dieser Reihe noch deutlicher
zeigen, daß die Gestalt des alten Pfarrers eine solche Vatergestalt ist, in dessen
Kirche die wertvolle Riemenschneidermadonna stand, an die die Bilder des
Sensitiven erinnerten. Es wird uns also jetzt aus dem psychischen Zusammenhang
verständlicher, daß gerade dieses Bild mit den dazugehörigen Einfällen
auftaucht, das uns zunächst sehr fernliegend schien. -

De facto war lange Zeit im Leben der «Träumerin» die entschiedenste Partnerbeziehung
, an der sich gleichsam das Verhältnis zum Partner überhaupt geformt
hat, die zu ihrem Bruder. Wenn er als der Besitzer des Ringes erscheint,
dessen Spruch ja auch von ihm realiter stammt, so hieße das also in «Traumgedanken
» übersetzt, daß sein Bild die Partnerbeziehung auch weitgehend beherrscht
. - Die wieder gelöste Verlobung dagegen erscheint auch als ein wirklich
gelöstes Verhältnis, - der vorübergehende Besitzer des Ringes hat diesen
nicht wirklich angeeignet.

Ganz ungedeutet bliebe bei diesem Versuch, die Bilder des Sensitiven zusammen
mit den Einfällen wie einen Traum zu deuten, das Bild des tiefen Loches,
in das Tiere herabstürzen, das durch die Einfälle zu einer Doline wurde (S. 176).
Der Zusammenhang der Einfälle zeigt, daß diese Entdeckung zeitlich mit dem
Lesen des Buches etwa im Alter von 11-12 Jahren zusammenfällt. Die wichtige
Gestalt der blonden Reiterin, die in dem Buch als Vision und in vielen ungeklärten
Zusammenhängen vorkommt, stirbt - wie der Selbstmörder - ohne Sakra-


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