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TRAUMARTIGE STRUKTUR TELEPATHISCHER AUSSAGEN 18 5

Hände eines Neugeborenen auffielen. - Einen ganz ähnlichen Eindruck hatte
meine Frau - noch halb betäubt von der Narkose - beim ersten Anblick des
Kindes, das ihr wie ein Schrumpf köpf vorkam. Die Schwester zeigte ihr auch
den Arm des Kindes mit einem weißen Namensbändchen um das Handgelenk,
und ihr erster Eindruck war: das Kind hat ja Hände wie Vogelkrallen. - Es
hatte auffallend lange Fingernägel, und die Schwester erklärte ihr, daß diese
gleich geschnitten werden müßten.

Die betreffenden Bilder des Sensitiven waren also wahrscheinlich mehrfach
determiniert. - Aber was geschieht mit diesen Bildern auf meine Zwischenfrage?
Es gelingt O. nicht, auf das Geschehen mit den Schwestern zurückzukommen
(erst bei einer Wiederholung dieser Frage kam er auf seine Folterszene zurück).
Statt dessen wird aus der Krallenfrau unter der Hand das kunstvoll umschriebene
Bild einer hochschwangeren Frau, das aber keineswegs als solches von ihm
erkannt wird; vielmehr erhält es eine phantastische Einkleidung, wobei aber eine
individuelle Einzelheit auffällt: der «Lendenschurz». - Die Schwestern legten
meiner Frau oft eine Art Tuch über den Leib, das sie scherzhaft immer ihren
«Lendenschurz» nannte.

Wahrscheinlich handelt es sich bei O.'s Einkleidungen dem Bild einer
Schwangeren gegenüber um eine Art unbewußte Zensur, ähnlich, wie bei
einem Traum. Überhaupt läßt diese ganze - durch die Einfälle auf die Geburt
bezügliche - Szene in seinen Bildern eine Art sekundäre, aber unbewußte
Bearbeitung erkennen, die außerordentlich stark an die Gestaltung
eines Traums erinnert. Eine Fülle von gleichgebliebenen Einzelheiten
wird doch zu einer Szene «umgearbeitet», die einen ganz anderen Sinn
zu haben scheint. Dabei wird als Motiv die Empfindung der Gebärenden
während der Geburt verwendet. Aus einer Entbindung wird eine Folterszene
, eine mittelalterliche Klosterzüchtigung, wobei die Ordensschwestern
in ihren Trachten das Bindeglied sind. - Man darf aber diesen Vorgang
der Umformung und Umdeutung sich nicht wie einen bewußten
Vorgang vorstellen, genau so wenig wie bei einem Traum. Ausdrücke wie
«Traumarbeit», «sekundäre Bearbeitung» usw. sind nur gleichsam in Anführungszeichen
zu verstehen. - Wenn wir die ganze Szene wie einen Traum
betrachten, so müssen wir, wie oft bei Träumen, eine großartige Verschiebung
, gleichsam Verzerrung des gesamten « Traummaterials »in eine neue,
sekundäre Ordnung feststellen. - Wenn also unsere Verifizierung der Bilder
auch nur in den Hauptzügen richtig ist, dann hat O. es auf jeden Fall
nicht verstanden, seine Bilder richtig zu deuten. Weit entfernt von einer
bewußt aushorchenden Anpassung ist er im Gegenteil eher abgeschlossen
und versperrt gegen alle von außen kommenden Deutungen seiner Bilder.


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