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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0190
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DETLEV VON USLAR

Trotz ihrer fast grotesken Umdeutung und Sinnverschiebung lassen
sich aber diese Bilder im ganzen einfacher verifizieren als die des ersten
Versuchsabschnittes. Sie stammen aus einem einheitlichen Komplex, sind
Begleitumstände eines einzigen Ereignisses. Dieser Eindruck wird noch
verstärkt durch die physiognomischen Einzelheiten in den Bildern O.'s,
die ich nur aus Raumgründen nicht ausbreiten kann. Es handelt sich um
die Gestalten zweier Schwestern, in denen sich physiognomisch sehr deutlich
die Hebamme und die bei der Geburt anwesende Kinderschwester
wiedererkennen lassen, und später um die Gestalt des Arztes.

An diese physiognomische Beschreibung schloß sich in den Aussagen O.'s
noch ein Satz über die Räumlichkeit an: «Entweder ist ein Teil dieses Hauses
neu gemacht worden, oder es wird ein Außengang gemacht. Parterregeschoß,
Leitern, angestrichen.» - Es wurde nun in der Tat während dieser Zeit ein
großer Teil dieses Hauses von außen neu gestrichen. Meine Frau sah aus den
Fenstern des Entbindungsraumes auf Leitern und Gerüste. Den selben Anblick
hatte ich aus dem Fenster des Wartezimmers, wenn ich meine Lektüre in «Psychologie
und Alchemie» unterbrach und hinausschaute.

Es kommt für das Gewicht solcher Einzelheiten bei der Verifizierung
natürlich darauf an, wie häufig sie in dem Gesamtkomplex der Aussagen
auftreten, und wie sie in den Sinnzusammenhang des Ganzen eingebaut
sind. Es kommt also an auf den Zusammenhang, die Spezifität und relative
Häufigkeit zutreffender Einzelheiten. Ich glaube, daß man diese Kriterien
hier als erfüllt ansehen kann.

Betrachten wir abschließend diesen zweiten Teil des Versuches im Zusammenhang
wie einen Traum, so wie wir es schon im ersten Teil getan
haben. Sehen wir dann nicht förmlich die Zensur am Werk, die aus den
ganz ungeschminkten Bildern einer schweren Geburt durch eine einzige
Umdeutung eine mittelalterliche Folterszene macht, grausam zwar, aber
in der Ferne liegend ? Aus dem ganz persönlichen Erlebnis einer Geburt
wird das unpersönliche, aber auch unbegreifliche Geschehen einer mittelalterlichen
Klosterzüchtigung. - Doch ist die Überarbeitung und Sinnverschiebung
der ganzen Szene so oberflächlich, daß sich darunter alle
Einzelheiten des in ihr latenten und eigentlich «gemeinten» Geburtsvorganges
wiedererkennen lassen. Auch bedient sich die Zensur nur der
Motive, die in dem Erlebnis der Geburt wirklich lagen: das Gefühl des
Ausgeliefertseins, das Gefühl einer Tortur, eines Geschehens, das über
einen hinwegrollt, war wirklich das Gefühl der Gebärenden. Sie hatte sich


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