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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0191
TRAUMARTIGE STRUKTUR TELEPATHISCHER AUSSAGEN 187

mit den Schwestern am Tag zuvor wirklich über mittelalterliche Klosterzucht
unterhalten, und diese hatten scherzend geantwortet: «Im Gegenteil
wir quälen ja Sie». - Auch in meinem Bewußtsein hatten sich während des
Wartens wirklich die altertümlichen und mythologischen Figuren aus den
Bildern von «Psychologie und Alchemie» in den Vordergrund gedrängt,
und sich mit der Geburt und später mit dem Bild des Neugeborenen verbunden
. Alle diese Momente macht sich gleichsam die Zensur zunutze.

Wir können uns nun fragen, wie weit die hier herausgearbeitete Zensierung
und Umformung wohl den eigenen Tendenzen des Sensitiven zuzuschreiben
, wieweit sie andererseits im Unbewußten der Versuchsperson
vorgeformt sei. Wir kommen damit in eine der interessantesten Fragen der
telepathischen Kommunikation. Was wird überhaupt übertragen? Wie
gelangt es in die Bilder des Sensitiven ? Wie weit ist er selbst der unbewußte
Initiator seiner Umgestaltung des Stoffes, wie weit ist er auch hier nur
Empfangender? Wir werden dieses Gewebe nur schwerlich ganz entwirren
können, denn es handelt sich hier sicherlich um einen sehr komplexen
Vorgang, besonders, wenn man bedenkt, daß auch die Bilder dieses
Teils des Versuches weitgehend aus der Perspektive meiner Frau und nicht
nur aus der meinen gesehen sind. Es läßt sich schwer entscheiden, wer der
Beteiligten hier jeweils in der unbewußten Formung der Bilder am Werk
war, - ganz abgesehen davon, daß wir von dem Vorgang dieser Formung
nur sehr modellhafte, aus dem wachen Bewußtsein entlehnte Vorstellungen
haben, genau wie von der Traumarbeit im Sinne Freuds. Alle diese
Modellvorstellungen sind nur gleichsam als Analogien zu betrachten. Sie
sind wissenschaftliche Konstruktionen, nicht selbst Phänomen. - Der Vorgang
der Telepathie stellt uns die Frage, wie die Gemeinsamkeit in dieser
unbewußten Gestaltung überhaupt beschaffen sei, - er fügt also der am
Traum auftretenden Problematik der Latenz ein neues Problem hinzu. -
Jungs Begriff des kollektiven Unbewußten scheint - wenn auch von einer
ganz anderen Ausgangsbasis - in eine ähnliche Richtung zu führen. Aber
die Natur dieser Kollektivität bleibt eine Frage. - Handelt es sich bei dem
Vorgang der Telepathie gleichsam um eine Summierung der unbewußten
Anteile verschiedener Einzelpersonen am Zustandekommen der Bilder ?
Eine solche Vorstellung wäre wahrscheinlich viel zu einfach. Es scheint
vielmehr eine übergeordnete Ganzheit, ein latentes Gefüge mit eigenen
Gesetzen vorzuliegen. Von einer Beantwortung dieser Frage sind wir
noch weit entfernt.


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