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PRAEKOGNITION, ZEIT UND FREIHEIT

VON ANTON NEUHÄUSLER

Die Phänomene der Telepathie, des Hellsehens und der Praekognition
sprechen für eine eigenständige Leistungsfähigkeit der Psyche, die Raum
und Zeit, die Bedingungen des materiellen Seins, überwindet, besser gesagt
übergeht, als seien sie für ihre eigene Aktion nicht zuständig. Die Psyche
scheint eine Freiheit vom materiellen Traggrund zu besitzen, deren
Grad uns freilich noch unbekannt ist. In das Bewußtsein der Freiheit der
Psyche vom materiellen Bann, das durch die Parapsychologie neuen Auftrieb
erfährt, kann sich allerdings ein Schatten mengen, wenn man die Phänomene
näher besieht. Er fehlt, solange es sich nur um die Übergehung des
Raumes handelt, wie bei Telepathie und räumlichem Hellsehen, er verdunkelt
jedoch den Horizont gewonnener Freiheit, wenn Praekognition
ernst genommen werden muß. Denn der Alb einer starren, unentrinnbaren
Zukunft, eines reglosen Ungeheuers Fatum, das seine Fallen schon für
immer gestellt hat, kann sich unser bemächtigen. Wie sollte Praekognition
naheliegender zu erklären sein als durch die Deutung: Die Zukunft steht
fest, nur unser Bewußtsein wandert durch das vorgegebene Leben. An
ihm ist nichts mehr zu ändern, auch wenn wir es wähnen. Praekognition
ist nichts anderes als ein Vor auswandern, wenn man will Vorausspringen
des Bewußtseins an Orte, die das normale Bewußtsein noch nicht erreicht
hat.

Die Frage, wie Praekognition, Vorschau in die Zeit, möglich sei, wird
also mit einer Patentlösung beantwortet, die so einfach als beunruhigend
ist: Es gibt gar keine objektive Zeit, was wir im Nacheinander erleben, ist
schon ein für allemal da. Es gibt deshalb auch keine echte Freiheit; denn
wenn Freiheit die Fähigkeit ist, zu bestimmen, was noch nicht bestimmt
ist, dann hat sie in einer unabänderlich festliegenden Realität nichts zu
suchen.

Besieht man allerdings das Problem der Praekognition wiederum genauer
, dann stellt sich heraus, daß die Patentlösung, die die Zeit aus der
Welt streichen will, unzulänglich ist, daß sie sogar logisch unhaltbar ist.
Das einzusehen, hilft uns eine konkrete Überlegung, die zwar auch einfach,
aber die kaum erschütterbar ist: Ein Haus stürzt ein. Wir können, grob