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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0195
PRAEKOGNITION, ZEIT UND FREIHEIT 191

sikalischen Zuständen je ein Quantum Masse oder Energie dasselbe, in
Wahrheit gibt es nur ein uns unbekanntes Etwas, das mit Quantität und
Wandel von Zuständen zu tun hat. Damit wären wir bei jener ägyptischen
Finsternis der Philosophie gelandet, die man seit Kant das Ding-an-sich
nennt, zu dem uns der theoretische Weg ein für allemal versperrt ist. Man
kann niemandem das Verweilen in dieser Finsternis verwehren - aber daß
es gerade heute, da die Technik fortgesetzt die Verlässigkeit objektiver Erkenntnisse
demonstriert, unfruchtbar ist, dürfen wir anmerken.

Wir können hier nicht den erkenntnistheoretischen Streit von kritischem
Idealismus und kritischem Realismus aufrollen, in dem der eine
objektive Erkenntnis der Wirklichkeit außerhalb unseres Bewußtseins
verneint, der andere sie, wenigstens teilweise, für möglich hält. Wir können
nur, im Einklang mit Denkern wie Eduard von Hartmann, Oswald
Külpe, Erich Becher, Aloys Wenzl und erst recht Nikolai Hartmann erklären
: Wir vertrauen auf unsere Möglichkeit, Realität zu erkennen. Wir
bilden unsere Begriffe zum großen Teil an der objektiven Realität selbst.
Einer dieser Begriffe ist der der Substanz. Er bedeutet uns nicht nur das
Beharrende im Wechsel der Erscheinungen> wie für Kant, sondern das
Beharrende im Wechsel der objektiven Zustände. Wenn die physikalischen
Erhaltungssätze irgendeinen objektiven Sinn haben sollen - und
wer möchte das an den Energiedemonstrationen des Atomzeitalters bezweifeln
- dann gibt es Substanz in dem bedeuteten Sinne. Und dann
ist die Welt zeitlich, es geschieht tatsächlich etwas, es scheint uns nicht
nur so.

Kehren wir also zu unserem eingestürzten Haus zurück. Wir setzen den
Fall, daß der Einsturz des Hauses zu einer Zeit, zu der noch keinerlei
Anhaltspunkte für die Gefahr des Einsturzes vorlagen, von einem prae-
kognitiv Begabten vorausgesagt wurde. Er sah also, wie wir uns ausdrücken
, den Einsturz des Hauses voraus. Die Alternative heißt nun: Sah
er den wirklichen Einstur^ des wirklichen Hauses, oder sah er nur etwas, das
dem Einsturz entsprach und dessen Art wir versuchen müssen, näher zu
bestimmen ?

Wenn er den wirklichen Einsturz sah, dann gälte unsere erste, schon abgelegte
These: Alles, was wir ja als zukünftig erleben, ist immer schon
wirklich. Aber sie widerlegt sich ja auch an dem Fall selbst: Der Mann
stand eines Tages vor dem Haus. Es war völlig intakt, und es bestand kein
vernünftiger Grund, seinen Einsturz zu prophezeien. Dennoch überfiel


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