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192 ANTON NEUHÄUSLER

ihn die Vision des Einsturzes. Aber diese Vision konnte keine Wahrnehmung
des realen Einsturzes sein. Das vor ihm stehende Haus konnte nicht
in einem vor ihm stehen und einstürzen. Real war das Haus, als Gegenstand
seiner normalen Wahrnehmung. Was aber und wie aber war der Gegenstand
seiner Vision ?

Wir können bis jetzt drei Thesen anschreiben: 1. Der Mann sieht nicht
das reale Ereignis selbst, das er in der Vision meint. 2. Er sieht etwas dem
Ereignis Entsprechendes, ein «Zukunftsbild» des Ereignisses. 3. Das
reale Ereignis und sein Zukunftsbild sind zweierlei.

Der Ausdruck Zukunftsbild ist ganz neutral und beinhaltet keinerlei
Spekulation über die Natur des Phänomens. Er bedeutet nur, daß es sich
um ein Bild - im allgemeinsten Sinne - handelt, das ein zukünftiges, das
heißt noch nicht realisiertes Ereignis betrifft. In der Regel ist ein Bild eine
«Nachzeichnung» einer Realität, in diesem Falle wäre es eine «Vorzeichnung
». Wem das Wort Bild nicht entspricht, der mag «Mal» oder «Schema
» oder « Skizze» sagen. Wesentlich ist nur, daß wir zwei Komponenten
des ganzen Komplexes unterscheiden müssen: die materielle, unter der wir
das reale Ereignis meinen, das in der Situation der Voraussage noch nicht
realisiert ist, und die ideelle, die gerade in der Situation der Voraussage maßgebend
ist. Sie betrifft das Sosein des Ereignisses, nicht sein Dasein. Freilich
ist auch das Zukunftsbild, wenn wir wollen, die «Idee» des Ereignisses
«da» - aber sicher in einem anderen Modus von Dasein, man möchte
fast sagen, in einem minderen Daseinsrang. Das Zukunftsbild des Hauseinsturzes
ist «weniger» als dieser selbst. Aber immerhin, es ist.

Da unser Beispiel für alle analogen stehen kann, können wir allgemein
sagen:

Die Durchdenkung des Phänomens der Praekognition nötigt uns,
zweierlei Seiendes anzunehmen, ein materielles und ein ideelles. Sie sind
in jedem Gegenstand und Ereignis verbunden. Das ideelle ist zeitlos, das
materielle zeitlich, dem Nacheinander unterworfen. In der ideellen Komponente
ist dann je alles «schon da», in der materiellen jedoch ist «noch
nicht» alles da, in ihr muß sich konkret ein Ereignis nach dem anderen vollziehen
. Beide sind aufeinander bezogen wie «Idee und Ausführung».

Es frägt sich aber, ob mit diesem Gedanken etwas für unser «existentielles
» Problem, die Wahrung der Freiheit in einer noch nicht fixierten
Welt, gewonnen ist. Sieht es nicht so aus, als sei eben nun die Fixierung der
Welt zwar in die ideelle Sphäre gehoben, aber bleibe Fixierung, Festlegung


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