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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0198
194 ANTON NEUHÄUSLER

Wahrnehmende je ^gegenwärtigen Bedingungen eines künftigen Ereignisses
kennt, wenn er sie so erschöpfend kennt, daß er das Ereignis selbst daraus
«erschließen» oder gar «errechnen» kann - freilich unbewußt, aber
doch darin dem Laplaceschen Weltgeist ähnlich, der bei Kenntnis eines
einzigen Gegenwartsquerschnitts der Welt alle ihre künftigen Zustände
voraussagen könnte?

In der Tat wäre eine Praekognitions-Hypothese dieser Art an sich unwiderlegbar
; aber sie hat etwas rational Kombinatorisches, ja Kalkulatorisches
an sich, das dem Phänomen der Praekognition, wie es sich uns
unmittelbar zeigt, gleichsam ins Gesicht zu schlagen scheint. Die Überfal-
lenheit, die Betroffenheit, die Praekognitive angesichts ihrer Visionen zeigen
, spricht sehr dafür, daß sie nicht von dem Endprodukt ihrer kombinatorischen
Phantasie betroffen werden, sondern von einem ohne ihr Zutun
vollendeten «Objekt», das freilich immaterieller Art ist. Gewiß läßt
sich dagegen einwenden, daß wir ja auch von den Objekten unserer Träume
und Halluzinationen «von außen» betroffen werden, obgleich wir sie
«von innen» her produzieren. Deren Produktion erfordert jedoch keinen
derart extremen Grad von unbewußter Kombinations- und Kalkulationsgabe
, wie ihn eine Praekognition qua Voraus-Erschließung erfordern
würde, bei der es gerade auf Details und nicht auf allgemeine, phantasievoll
ausschmückbare Erwartungen und Befürchtungen ankommt.
Wir möchten uns deshalb doch entschließen, der Hypothese einer unmittelbaren
Schau eines Zukunftsbildes den Vorzug zu geben. Damit
meinen wir also, daß die ideelle Vorzeichnung eines Ereignisses, sein
Entwurf, der dem Schauenden objektiv gegenübertritt, nicht unnötig ist.
Es sind dann die gegenwärtigen realen Konstellationen selbst, die ihn
vorzeichnen, die «ihre Schatten vorauswerfen». Aber worauf werfen sie
diese Schatten ?

Jede Zeichnung und erst recht jede Vorzeichnung muß auf einen Grund
gezeichnet sein. Auf welche Tabula ist die Zukunft, die ideelle, entwurfs-
hafte, überholbare Zukunft gezeichnet? Und wie leisten es die je gegenwärtigen
Konstellationen, ihre Schatten auf sie vorauszuwerfen ? Darauf
eine Antwort geben, heißt, den Boden des legitimen Schließens verlassen
und sich in die Luft der Spekulation erheben. Denn vergessen wir nicht:
Der Gedanke, daß nur eine Idee des künftigen Ereignisses, nicht dieses in
seiner Faktizität, gesehen werden kann, war logischer Schluß aus der Unerläßlichkeit
der Zeit. Der Gedanke, daß diese Idee, als Zukunftsbild, blo-


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