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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0201
PRAEKOGNITION, ZEIT UND FREIHEIT 197

Sequenzen in einem umfassenden Bewußtsein, das «in einem» sehen kann,
was wir erst «eins nach dem anderen» sehen können.

Man möchte geradezu sagen: Das ideell Seiende kann je vorauslaufen,
weil es gar nicht eigentlich laufen muß; denn es kennt nicht das Nacheinander
, in dem die realen Dinge Widerstände überwinden müssen, von denen
sie tatsächlich nur « einen nach dem anderen » überwinden können. Die
ideelle Welt ist widerstandslos, weil gegenstandslos - wenn wir « Gegenstand
»jetzt im materiellen Sinne meinen. Deshalb ist die ideelle Welt zeitlos
. Und es ist, wenigstens prinzipiell, möglich, in ihr zu lesen wie in einem
Buch. Die faktischen Schwierigkeiten dafür sind eine andere Frage.

Die wichtigste davon müssen wir nun besprechen, unsere vorhergehenden
Überlegungen gingen im Grunde von ihr aus und spitzten sich
wieder auf sie zu: Für die grundsätzliche «Vorläufigkeit» und damit
Überholbarkeit der Zukunftsbilder entschieden wir uns - weil diese Entscheidung
so erlaubt war wie die gegenteilige - um unserer Freiheit willen.
Wenn immer die Zukunft überholbar ist, dann kann nur Freiheit, Spontaneität
der unvorhersehbaren, unberechenbaren Akte sie überholen.
Denn die Determination, die aus den je gegenwärtigen Bedingungen einer
Konstellation resultiert, wäre nicht Determination, wenn sie aus sich
selbst anders sein könnte. Das Determinierte geschieht unweigerlich,
wenn es nicht «von außen» verhindert oder geändert wird: Eine «von
außen» wirkende Instanz kann nur eine sein, die nicht schon als Faktor
in der Determinationskette einbegriffen ist. Das kann nur Freiheit sein,
wenn immer Freiheit die Fähigkeit ist, aus eigener Initiative Akte zu setzen,
statt von fremden Bedingungen gezwungen zu werden. Wenn aber Freiheit
- sei es die des menschlichen Entschlusses, sei es vielleicht sogar die
einer Spontaneität der Natur-in das Geschehen eingreift, dann ist ihr Akt
als solcher nicht vorhersehbar, höchstens vorherratbar. Da er nicht zur
Determinationskette der materiellen Bedingungen gehört, gehört er auch
nicht zum Aggregat der Zukunftsbilder, die aus diesen Bedingungen
stammen. Der freie Akt ist in keine Vorausschau sicher einsetzbar. Er set^t
sich selbstje erst in der faktischen, gegenwärtigen Situation ein.

Wenn aber jemand sagt, es könne auch der freie Akt sicher vorausgesehen
werden, freilich nicht von uns Menschen, dann muß der Verfasser
gestehen, daß er diesen Gedanken nicht vollziehen kann, weil er den logischen
Bruch nicht umgehen kann, der darin liegen würde: Wenn ein
freier Akt vorausgesehen wird, in dem ich etwa - in einem Jahr - einen Er-


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