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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0202
198 ANTON NEUHÄUSLER

trinkenden rette, so kann er nicht in seiner Faktizität gesehen werden,
wenn ich selbst noch nicht in der Rettungssituation agiere. Ich kann nicht
in beiden Situationen existieren: im Zimmer zu Hause und am Ufer des
Stroms - es sei denn im Modus des Nacheinander, der Zeit. Nach diesem
Modus aber kann mein freier Akt «noch nicht» real rein, wenn erst die
heutige Situation real ist, in der ich hier an der Schreibmaschine sitze. Was
also von meinem künftigen freien Akt gesehen werden könnte, wäre nur
eine «Idee» von ihm. Wäre diese Idee unabänderlich, könnte ich tatsächlich
keinen freien Akt mehr vollziehen, ich zöge nur das Vorgezogene
nach. Wäre die Idee aber überholbar, dann gerade durch meinen originären
freien Akt, der damit der unvorhersehbare ist.

Man könnte sagen, die freien Akte, als geistige Akte, seien nicht dem
Modus der Zeit unterworfen wie die konkreten leibseelischen Handlungen
. Aber ist es nicht sinnlos zu sagen, den freien Akt der Rettung des Ertrinkenden
hätte ich schon ein für allemal begangen, wenn ich selbst den
Ertrinkenden noch nicht gesehen habe und gar keinen Anlaß zu dem spezifischen
freien Entschlüsse hatte ? Man kann sich schwer der Logik entziehen
: Wenn Freiheit die Fähigkeit ist, zu bestimmen, was noch nicht bestimmt
ist, dann darf auch der Akt dieser Bestimmung selbst noch nicht
bestimmt sein. Dann aber kann er nicht als Faktum gesehen werden.

Das eine ist nach allem einleuchtend: Die Entscheidung für oder gegen
die menschliche Freiheit wird unabhängig von der Tatsache der Praeko-
gnition entschieden. Praekognition kann man ohne größere Umwegig-
keit, als es die entgegengesetzte Version kosten würde, mit Einschluß der
Freiheit interpretieren, solange man sie eben mit Ausschluß des freien
Aktes aus der Determination der zukünftigen Ereignisse interpretiert.
Dann wird Freiheit geradezu zu dem Faktor, der Praekognition Lügen
strafen kann, das heißt, der eine bestimmte praekognitive Aussage «falsifizieren
» kann. Es scheint solche Fälle zu geben in der sogenannten «Intervention
», wie sie vor allem Louisa E. Rhine gesammelt und diskutiert
hat. Bei ihr handelt es sich darum, daß eine bestimmte an sich praekognitive
Vision für den Visionär selbst zum Anlaß wird, die Erfüllung der Vision
zu verhindern, zu «intervenieren». Wir zitieren folgendes Beispiel:

«Vor ungefähr zehn Jahren hatte ich in New York einen Traum. Ich
hörte einen Schrei und wandte mich um und sah meinen Sohn, der damals
zwei Jahre alt war, durch das Fenster fallen. Ich hörte sogar die Sirenen des
Ambulanzwagens, der vor dem Hause vorfuhr. Als ich erwachte, sah ich


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