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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0206
BUCHBESPRECHUNGEN

T. W. Adorno : The Stars Down to Barth; The Los Angeles Times Astro-
logy Column; A Study in Secondary Superstition. (Im Jahrbuch für Amerikastudien
), Bd. II, Universitätsverlag Carl Winter, Heidelberg 1957. 69
Seiten, DM 6.-.

Viele Zeitungen und Zeitschriften, vornehmlich in Europa und Amerika, erteilen
angeblich auf Grund astrologischer Konstellationen ihren Lesern Anweisungen
und Ratschläge, die den Zweck haben, ihre geschäftlichen und privaten
Erfolgsaussichten zu erhöhen und sie vor Schaden zu bewahren. Die
außerordentliche Wirkung solcher Publikationen auf breite Bevölkerungsschichten
wirft die Frage nach den psychologischen Hintergründen dieser starken
Resonanz auf. Eine solche Untersuchung wurde in den Jahren 1952/53 von
der Hacker-Foundation in Beverly Hills anhand der astrologischen Spalte der
Los Angeles Times durchgeführt. T. W. Adorno - damals Leiter der Foundation
- wertet in der vorliegenden Studie die Ergebnisse dieser Untersuchung
qualitativ aus und interpretiert sie im Sinne der Freudschen Psychoanalyse. Danach
handelt es sich bei den psychologischen Gegebenheiten, die den Erfolg
der Zeitungsastrologie bedingen, um unbewußte, aus der Neurosenlehre bekannte
Mechanismen. Die Spalte wendet sich nämlich vor allem an ich-schwache
Leser. Diese werden von gegensätzlichen Triebstrebungen beherrscht und geraten
daher unaufhörlich in Situationen, die sie nicht aus eigener Kraft zu bewältigen
vermögen. So gearteten Menschen gibt die Astrologie die Möglichkeit,
die als zwangsläufig und vom wollenden Ich her als unbeeinflußbar empfundenen
Abläufe innerhalb ihrer Persönlichkeit in die ebenso zwangsläufigen und unbeeinflußbaren
Bewegungen der Gestirne zu projizieren und damit sich selbst von
aller Eigenverantwortlichkeit zu entlasten. Dieser ohnehin vorhandenen Tendenz
kommt der Verfasser der astrologischen Spalte noch entgegen, indem er
seinen Lesern versichert, daß die Probleme, in die sie ohne ihr Zutun hineingeraten
seien, sich von selbst wieder lösten, sofern sie im Sinne der himmlischen
Konstellationen und nicht ihnen zuwider handelten. Die Ratschläge, die zu diesem
Zweck erteilt werden, zielen darauf ab, sozial unfruchtbare und unange-
paßte Strebungen des Einzelnen zu kanalisieren und ihn auf diese Weise zu
einem nützlichen Glied der sozialen Gemeinschaft zu machen. Damit steht die
Spalte ganz auf der Linie der konformistischen und nivellierenden Bestrebungen
innerhalb der modernen Gesellschaft, die jede Art von Außenseitertum strikt
ablehnt. Der Zeitungsastrologe weiß recht gut, welche psychologischen Kunstgriffe
er anwenden muß, um seinen Leser in diesem Sinne beeinflussen zu können.
Er spricht ihn z. B. sozusagen als «Vizepräsidenten » an, also als eine erfolgreiche,
verantwortungsvolle und wirtschaftlich gut situierte Persönlichkeit, die aber
nicht völlig unabhängig von Vorgesetzten ist. Mit dieser Schablone kann sich
der Leser identifizieren, ohne daß ihm die im Normalfall geringe Übereinstimmung
mit der Realität allzu augenfällig wird. Auch die anderen in der Spalte


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