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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1958-01/0208
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BUCHBESPRECHUNGEN

Bekanntlich glauben sich im buddhistischen Kulturkreis gewisse Individuen,
die eine (überlieferte) psychische Schulung durchgemacht haben, ihrer früheren
Existenzen zu erinnern. Bei den westlichen Anhängern, die sich zwischen der
verbreiteten wissenschaftlichen Skepsis und dem immerhin abweichenden
christlichen Dogma behaupten müssen, besitzen solche Offenbarungen höchstens
sektiererische Geltung. Es muß daher als typisch westlicher Zug angesehen
werden, daß man zusätzlich nach quasi wissenschaftlichen «Beweisen» sucht. An
die Stelle der Yogaübung und der Exerzitien, die eine vorgeburtliche Rück-
erinnerung schenken sollen, haben einige bei uns jene Laboratoriumsversuche
hypnotischer Selbstbesinnung gesetzt, hoffend, dabei auf Angaben zu stoßen,
die sich nachträglich durch eine historische Nachforschung bestätigen lassen.

Der neueste Versuch dieser Art, von welchem der Veranstalter in seinem Buch
«The Search for Bridey Murphy» berichtet, hat nicht nur in USA viel Aufsehen
erregt (man meldet eine Million dort verkaufter Exemplare im Jahre 1956, dazu
fast 20 Übersetzungen). Man sollte diesen Erfolg, gleichviel von welchen Bil-
dungs- oder Halbbildungsschichten er auch getragen sein mag, nicht leichthin
ignorieren. Offenbar fühlen sich viele Menschen weder von den Jenseitslehren
der Kirche noch von der Agnostik moderner Wissenschaft befriedigt.

Auch unser Verfasser - ein Geschäftsmann, der sich für Suggestion und Hypnose
interessiert - hat die vorgeburtliche Existenz als solche vorausgesetzt; sonst
könnte er ja nicht auf die Idee gekommen sein, es ließe sich die Hypermnesie
auch über die Schwelle der Geburt weiter zurückführen.

Die Originalausgabe besteht in der Wiedergabe der Bandaufnahmen während
der Befragung. Sie erscheinen in der deutschen Ausgabe unter dem Titel: «Die
Bernsteinprotokolle ». Alle anderen Abschnitte stehen, wie eine Vornotiz besagt,
«ausschließlich unter der Verantwortung des deutschen Verlags». So also auch
Kap. III: «Die Suche nach Bridey Murphy», wie sie besonders von Journalisten
aufgenommen worden ist, um das nachzuprüfen, was die Versuchsperson (Ruth
Simmons) in detaillierten Angaben über eine noch gar nicht weit zurückliegende
Vor-Existenz und deren Umwelt hatte verlauten lassen. Interessanter noch ist
das vierte Kapitel «Der Fall Bridey Murphy im Urteil der Wissenschaft». Obgleich
die befragten Autoritäten zu denen gehören, die zur Parapsychologie positiv
stehen (andere hätten sich wahrscheinlich gar nicht zur Nachprüfung herbeigelassen
) - stimmen sie darin überein, daß sich aus hypnotischen Befragungen
objektiv, das heißt ohne Glaubensvoraussetzung, niemals ein Beweis für eine vorgeburtliche
Individualexistenz und ihre Inkarnationen erbringen läßt. Immer
gibt es auch normale, darum näherliegende Erklärungen, wenn nicht im Sinne
der Schulpsychologie, so doch in dem der Parapsychologie, die sich, was die
außersinnliche Wahrnehmung angeht, selber einer normalwissenschaftlichen
Anerkennung nähert. Freilich ist damit kein telepathischer Kontakt mit Verstorbenen
gemeint - was ja schon wieder den Glauben an deren vorgeburtliches
Dasein zur Bedingung haben würde! Die Parapsychologie (es kann nicht oft genug
betont werden) setzt den Spiritismus keineswegs voraus. -

G. F. Hartlaub, Heidelberg


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