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TAGUNGSBERICHTE

Ich-Schwäche) entspricht. Zugleich mit dieser Voraussetzung der Passivität
wird aber so getan, als könne die Abhängigkeit von objektiven
gesellschaftlichen Verhältnissen ganz in einzelmenschliches Verhalten,
einzelmenschliche Selbstkontrolle aufgelöst werden nach der Regel: Du
sollst dich anpassen, sollst vernünftig sein. Die narzißtische Phantasie der
individuellen Macht und die reale Erfahrung der eigenen Ohnmacht
werden durch den Kunstgriff auf einen Nenner gebracht, daß der Leser
als «Vize-Präsident» angesprochen wird. Psychische Konflikte - etwa
zwischen Realitäts- und Lustprinzip - werden durch Zerlegung in der
Zeit gemeistert: zwischen Arbeit und Vergnügen soll man wechseln,
wobei das letztere, etwa dem Slogan des Hitler-Regimes «Kraft durch
Freude» entsprechend, als Mittel zum Zweck der Wiederherstellung der
Arbeitskraft toleriert wird. Dieser organisierte Aberglaube hat es mit einer
merkwürdigen Zwischenzone zu tun, die weder vom Gesichtspunkt
unbewußter Fundierungen, noch von dem der Ichpsychologie her voll
erfaßt werden kann. Es ist dieselbe trübe Zwischenzone, in der die Verhaltensmechanismen
der «autoritären» Persönlichkeit durch den Massen-
Aberglauben des Rassenwahns und anderer Ideologien erzeugt werden.

Im Laufe der Diskussion referierte Hochheimer die Ergebnisse der
vom Freiburger Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene
veranlaßten und vom Institut für Demoskopie in Allensbach
durchgeführten repräsentativen Umfrage über die Einstellung der westdeutschen
Bevölkerung zur Astrologie* und zeigte, daß die Manipulations
-Technik der astrologischen Spalte der deutschen Presse mit dem
amerikanischen Beispiel weitgehend identisch ist. Gunzert wies auf eine
englische Stichproben-Untersuchung an 6000 Abonnenten und 3000
Käufern an Zeitungsständen hin, die der Hauptaktionär einer großen
englischen Zeitschrift aus Ärger über die astrologische Spalte zur Frage
der Einstellung der Leser zur Vulgärastrologie durchführen ließ. Im
Unterschied zu den deutschen Ergebnissen zeigte sich, daß die Gläubigkeit
mit wachsendem Bildungsstand zunahm und der Unterschied
zwischen religiöser Bindung (beurteilt nach dem Kirchenbesuch) und
Astrologiegläubigkeit viel geringer ist. Durch Interviews wurde festgestellt
, daß a/8 der Konsumenten der astrologischen Spalte Sicherung
für banale Alltagsdinge suchen.

* Vgl. Schmidtchen: Soziologisches über die Astrologie Heft 1, Jg. I 1957
dieser Zeitschrift.


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