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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0114
ZUR PHÄNOMENOLOGIE UND PSYCHOLOGIE DES SPUKS III

geln äußert sich eine spezifische Raumordnung des Spukerlebens; auf
seine Verwandtschaft mit gewissen Traumabläufen kommen wir noch
zu sprechen.

In solchen vollendeten Spukszenen, wie sie eben angedeutet wurden,
springt das Theatralische des Geschehens in die Augen. Das Gespenst
«zeigt sich», es «erscheint», nämlich einem Zuschauer, ohne den die
ganze Szene nicht denkbar ist. Das Drama spielt sich wie auf einer Bühne
ab, und es ist ein ungeschriebenes Gesetz, daß der Zuschauer nicht in
die Handlung eingreifen darf. Gelegentliche Ausnahmen bestätigen die
Regel auch beim Spuk, so, wenn bisweilen die beobachtende Person in
die Handlung einbezogen wird und die Distanz teilweise verloren geht,
im gleichen Maße aber auch die Wahrnehmbarkeit, so daß die Erscheinung
endet und sich z. B. in einen kalten Lufthauch auflöst. Dieser
zentripetale Ablauf gehört zu allen den Formen, bei denen ein sichtbares
oder fühlbares Gespenst auftritt. Der reine Handlungsspuk in der
Art von Mimikrygeräuschen verläuft zwar nicht zentripetal, aber distanzgebunden
in der oben beschriebenen Weise. Auch diese stereotypen
Beschäftigungsgeräusche stellen eine Art Szene dar, bei der die Spielregeln
des Abstandes zu gelten haben.

Es ist einleuchtend, daß alle diese Wechselbeziehungen zwischen
Spuk und Beobachter psychologische Aspekte eröffnen, die für die Erklärung
des Spuks sehr bedeutungsvoll sein werden.

Zu den vielen Merkwürdigkeiten des Erscheinungs-Spuks gehört
weiterhin die Tatsache seiner Ortsgebundenheit. Der Erscheinungs-
Spuk hat seinen begrenzten Bezirk, es ist der Ort, an dem etwa nach der
volkstümlichen Ausdrucksweise «es nicht ganz geheuer ist». Dies gilt
vor allem von den langlebigen, durch eine Spuk-Legende unterbauten
Erscheinungen. Parallelen dazu liegen auf religionswissenschaftlichem
Gebiet von den lokalisierten Ortsgöttern bis zu flüchtigen «Mana-
Erlebnissen», die sich an einen Baum, Stein o. dgl. knüpfen. In dieser
Linie liegt auch die Stelle im Alten Testament I. Mos. 28/17: «Er fürchtete
sich und sprach: Wie schauervoll ist diese Stätte, hier muß der
Wohnort eines Gottes sein».

Von der engen Beziehung primitiv-numinoser Erlebnisse zum Spuk
werden wir noch sprechen; festzuhalten ist zunächst die Tatsache, daß
beide ortsgebunden sein können.

Natur-Spuk scheint bei uns heute selten geworden zu sein; die Über-


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