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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0119
Il6 HANS SEXAUER

einer konkret faßbaren Gefahr, welche der Abwehr oder der Flucht eine
Richtung gibt, sondern etwas ganz und gar Unbestimmtes, eine ausweglose
und darum lähmende Angst, wie sie in dem Begriff «unheimlich»
zum Ausdruck kommt.

Man wird der Eigenart dieser höchst urtümlichen Gefühlsregungen
aber sicher nur dann ganz gerecht, wenn man auch die Beziehung zu
emotionalen Erlebnissen sieht, die sonst in den Bereich religionspsychologischer
Betrachtungen gehören; auch in der primitivsten Gespensterfurcht
steckt noch etwas von einem «numinosen Schauer», wie ihn
R. Otto charakterisiert. Der Spuk ist unheimlich und zugleich geheimnisvoll
, so daß man an den Satz Schellings denken kann: «Unheimlich
nennt man alles, was im Geheimnis, im Verborgenen bleiben sollte und
hervorgetreten ist». Unheimlich ist also das sich enthüllende Dämonische
. In diesem Sinne spricht R. Otto von der Gespensterfurcht als
dem «apokryphen Absenker und Zerrbild des Numinosen».

Das <Gespenst> reizt zur Scheu und Neugierde dadurch, «daß es ein
Ding ist, das es eigentlich gar nicht gibt», daß es das «ganz Andere» ist,
ein Etwas, das «nicht hineingehört in den Kreis unserer Wirklichkeit,
sondern einer schlechthin anderen». Otto schildert dabei auch die Doppelgesichtigkeit
von dämonischer Scheu und Faszination, zwischen
«grauenvoll furchtbar» und «lockend reizvoll», ein Motiv, das in Sage
und Dichtung eine so große Rolle spielt (Erlkönig), nicht weniger aber
im tatsächlichen Verhalten der Menschen dem Spuk gegenüber. Die
speziellen psychischen Reaktionen des spukerlebenden Menschen werden
in den Berichten aller Zeiten immer wieder mit denselben Worten
beschrieben. Es sind Wirkungen, die bis ins Körperliche hinein ein
eigenes Gepräge zeigen. Es ist vor allem der Schauder mit Gänsehaut
und Kältegefühl (schaudervoll, schauerlich), in abgeschwächter Form noch
als Gruseln bekannt. Ferner das Lähmende des Spuks, das Erstarren, der
Stupor; die Glieder versagen ihren Dienst, und die Kehle ist zugeschnürt.

Diese charakteristischen Reaktionen sind von Urzeiten her bekannt.
Bei Vergil heißt es: «Obstipui steteruntque comae et vox faucibus
haesit», und im Buch Hiob (4/14, 15): «Da kam mich Furcht und Zittern
an, und alle meine Gebeine erschraken. Und als der Geist an mir
vorüberging, standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe».

Auch in den neueren Spukberichten lassen sich Beispiele ähnlicher
Art in Fülle bringen, vor allem liegen auch gute Selbstschilderungen vor.


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