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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0130
DER DOKTRINÄRE INDUKTIONSEFFEKT
IN DER PSYCHOTHERAPIE UND DEN
NATURWISSENSCHAFTEN

VON JAN EHRENWALD*

Die vorwissenschaftlichen psychischen Heilverfahren - und ursprünglich
auch die Psychoanalyse - waren in ihrer Gesamtheit vorbehaltlos
auf den Heilerfolg ausgerichtet. Das Motiv des Therapeuten war, die
Genesung des Kranken herbeizuführen; das Motiv des Patienten, der
sich seiner Führung anvertraute, war der Wunsch nach Heilung. Wir
wissen heute, daß die Sachlage in Wirklichkeit viel komplizierter ist.
Die Psychoanalyse versucht, der Beziehung zwischen Arzt und Patient
mit der Formel «Übertragung und Gegenübertragung» gerecht zu
werden. Die neue Richtung in der Psychotherapie geht einen Schritt
weiter und verlegt den Schwerpunkt des Heilungsprozesses auf die
zwischenmenschliche Beziehung von Arzt und Patient. Dies ist das
Leitmotiv der Schule des amerikanischen Psychiaters H. S. Sullivan (i),
bis zu einem gewissen Grad auch der Schule von Erich Fromm (2) und
Karen Horney (3) und der psychodramatischen Methode von J. L. Mo-
reno (4). Neuerdings fand dasselbe Prinzip seine ontologische Formulierung
und praktische Anwendung in der modernen Phänomenologie
und Existenzanalyse von L. Binswanger (5), M. Boss (6), von Gebsattel
(7), E. Strauss (8) u. v. a.

Welche Folgen hat diese Neuformulierung der Rolle des Therapeuten
im psychotherapeutischen Prozeß für unser Verstehen und für die wissenschaftliche
Bewertung der verschiedenen psychotherapeutischen
Schulen unserer Zeit? Es sei daran erinnert, daß Kritiker der Psychoanalyse
von Anfang an ihr Augenmerk auf die Suggestion als eine der
möglichen Fehlerquellen in der Entwicklung psychoanalytischer Theorien
gerichtet hatten. Freud war sich einer solchen Fehlerquelle wohl

* Das englische Original dieser Arbeit erschien in: Progress in Psjchotherapy>
Vol. III, edited by J. Masserman and J. L. Moreno, unter dem Titel: Doctrinal
Compliance in Psychotherapy and Problems of Scientific Methodology, New
York 1958, und wurde in der deutschen Übersetzung vom Autor wesentlich
erweitert.


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