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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0140
DER DOKTRINÄRE INDUKTIONSEFFEKT 137

Dies führt zu einer weiteren Parallele zwischen den Methoden der
modernen klinischen Exploration und den mikrophysikalischen Beobachtungen
der Quantenmechanik. In beiden Fällen scheinen kausale
Anomalien in eine Sackgasse unserer konventionellen Denkgewohnheiten
zu führen. Der klinische Psychologe findet sich vor dem Dilemma
zu entscheiden, ob er seine Befunde als die ursprünglichen Produktionen
seiner Patienten anzusehen habe, oder aber ob sie völlig oder teilweise
durch seine eigenen Erwartungsvorstellungen hervorgerufen worden
sind und daher im wesentlichen seine vorgefaßten Meinungen widerspiegeln
. Er muß erwägen, ob seine Interpretationen dem Versuch entspringen
, dem gegebenen objektiven Tatsachenmaterial gerecht zu werden
, oder ob das von ihm erhobene Tatsachenmaterial von vorneherein
durch seine vorbewußten Erwartungsvorstellungen und vorgefaßten
Meinungen gefärbt, modifiziert oder vollends bestimmt worden ist.
Kurz, die Frage ist: was kam zuerst, der Psychotherapeut und seine
psychotherapeutischen Theorien oder der Patient und seine selbsterzeugte
Neurose? Mit dem Hinweis auf dieses Dilemma soll aber den
unbestreitbaren Verdiensten und Errungenschaften der zeitgenössischen
psychotherapeutischen Heilverfahren kein Abbruch getan werden.
Trotz der aus dem Problem der partizipierenden Beobachtung und im
besonderen aus dem Prinzip der doktrinären Induktion kommenden
Schwierigkeiten hat sich die Kunst des Psychotherapeuten am Prüfstein
der praktischen klinischen Anwendung tausendfach bewährt.
Trotz allen Widerstreits der der Psychotherapie zugrunde liegenden
Theorien sind ihre Heilerfolge ein unleugbarer Beweis für ihre existentielle
, wenn auch nicht exakt wissenschaftliche Gültigkeit.

Und abermals ist hier eine unverkennbare Parallele mit der Euklidschen
Geometrie, der Newtonschen Mechanik und den Naturwissenschaften
im allgemeinen zu erkennen. Wir wissen, daß, ungeachtet des revolutionären
Umbruchs unserer klassischen Begriffe von Raum, Zeit und
Kausalität durch die Einsteinsche Relativitätslehre, unsere Metermaße,
unsere Taschenuhren und unsere Personenwaagen nach wie vor völlig
zuverlässige Aussagen in bezug auf Raum, Zeit, Maß und Bewegung
unter irdischen Bedingungen zulassen. Wir wissen weiter, daß trotz
Heisenbergs Unbestimmtheitsrelation und der damit einhergehenden
raum-zeitlichen und kausalen Anomalien das makroskopische Verhalten
physikalischer Objekte mit genügender Sicherheit determiniert und


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