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JAN EHRENWALD

Mythus als solcher ist zu einem unbestreitbaren makropsychologischen
Tatbestand unserer Zeit herangereift. Und das gleiche gilt für Freuds
Begriff der Kastrationsangst, für seine Entschlüsselung gewisser thematisch
wiederkehrender Traumsymbole, für manche von Jungs Archetypen
, für Adlers Begriff des Minderwertigkeitsgefühls und seiner
Kompensation, u. s. w.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, erscheinen sogar die offenkundig
auf doktrinärer Induktion beruhenden Artifakte in einem neuen
Licht. Sie sind gemeinsame Produktionen des Patienten und des Therapeuten
und als solche sinnhaft und bedeutungsvoll, jede auf ihre Art.
Artifakte dieser Art, sobald sie einmal Zutritt in die psychotherapeutische
Situation gewonnen haben, zeigen eine unverkennbare Tendenz
zur Autonomie und Selbstperpetuierung. Ihr ursprünglich zweifelhafter
Wirklichkeitscharakter scheint durch das Kräftespiel sich wechselseitig
verstärkender, psychologischer Wellenkreise und Spiegelungen potenziert
und erweitert zu werden. Sie werden solcherart zu neuen, jeweils
legitimen und eigenständigen Kommunikationsmodalitäten innerhalb
eines bestehenden Feed-back-Systems eines gegebenen Kulturkreises,
um schließlich als kulturelle oder subkulturelle Tatbestände in statu
nascendi sich zu qualifizieren und von der Kulturgemeinschaft als keimhaft
vorgebildete Neotypen - als Vorläufer zukünftiger Archetypen -
adoptiert zu werden. Der objektive Wahrheitsgehalt solcher in der analytischen
Situation urgezeugter, neuer Kommunikationsformen mag
zweifelhafter Natur bleiben. Ihre wahre kulturelle Bedeutung darf aber
nicht nur mit logisch-erkenntnistheoretischen Maßstäben gemessen
werden. Ihre entscheidende, existentielle Gültigkeit leitet sich von der
stillschweigenden oder explizit ausgesprochenen und bekundeten Übereinstimmung
zwischen Therapeut und Patient her, die sich im schöpferischen
Entdeckungsakt der psychoanalytischen Situation zusammengefunden
haben. Der Wahrheitsgehalt solcher Schöpfungsakte vermag
wohl durch die wissenschaftliche Methode geprüft und gegebenenfalls
erhärtet zu werden; doch um vieles wesenhafter ist, was ich a. a. O. als das
Kriterium der psychologischen Signifikanz, d. h. als ein der statistischen
Signifikanz gleichwertiges Kriterium sinnvoller Beziehungen beschrieben
habe (21).

Es scheint jedoch, daß wir an diesem Punkt hart an die Grenzen der
Vergleichbarkeit zwischen psychologischer und physikalischer Wirk-


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