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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0179
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HANS BENDER

zeichnete. Bei unverständlichen Mitteilungen sagte man: «Das haben wir
nicht verstanden», dann wurde die Durchgabe wiederholt. Nach einiger
Zeit wurde auf das mühsame Planchetteschreiben verzichtet: Die Leiterin
hatte von ihrer <geistigen Führung) die Anweisung bekommen, die
Kommunikationen durch Sprechen durchzugeben. Gegenstand der
«Durchgaben» waren erbauliche Reden über die Organisation der Geisterwelt
, Kommentare zu Vorgängen aus dem Leben der Sitzungsteilnehmer
, die einer strengen Zirkeldisziplin unterworfen wurden und bei
Unbotmäßigkeit im Namen der Geistwesen ausgeschlossen wurden,
Schulungen, um auch außerhalb des Zirkels mit der Geistwelt in Verbindung
treten zu können, Ratschläge von «Geisterärzten» bei Erkrankungen
u. a. m. Unter der Regie der Zirkelleiterin entfaltete sich ein jahrelang
durchgespieltes Geistertheater, bei dem der Anteil unbewußter Produktionen
und absichtlicher Darbietungen schwer zu trennen war. In den
Schulungen wurden die Zirkelteilnehmer angewiesen, zunächst mit geschlossenen
Augen Gestalten zu sehen, Geistereingebungen zu hören
und die schreibende Hand von Geistern lenken zu lassen. Eine jung verheiratete
Teilnehmerin, die mit ihrem Mann an dem mittlerweile zu einer
«Ordensgemeinschaft» avancierten Zirkel teilnahm, geriet in schwere
Konflikte, als die Geisterärzte Anweisungen für die Behandlung ihres
Kindes gaben, deren Sinnlosigkeit sie erkannte, während ihr Mann die
strikte Befolgung forderte. Die Leiterin schloß, das Ehezerwürfnis schürend
, die Widerspenstige aus, die nun auf eigene Faust, teils zweifelnd,
die erlernten Praktiken anwandte. Sie schrieb automatisch, hörte Stimmen
, die sie schließlich aufforderten, «Schluß zu machen». «Das war wie
ein Zwang, dem ich folgen mußte», erklärte die Patientin, die nahe daran
gewesen war, sich von einem Balkon herunterzustürzen. Der Zirkel berief
eine Sondersitzung ein und forderte die Geistwesen auf, den Ursprung
der Verwirrung zu klären. Diese sicherten sich mit der Anweisung
, die Patientin solle auf die Dauer von drei Monaten keinen Einflüsterungen
mehr stattgeben. Der Zustand klang ab, als die Ehegatten
sich vorübergehend trennten und die Patientin zu ihren Eltern zog.

Transitorische psychische Störungen dieser Art, die durch den kritiklosen
Gebrauch spiritistischer Praktiken ausgelöst werden und deren
Pathogenese wesentlich von der affektiven Erschütterung durch das mißverstandene
«Jenseitserlebnis» bestimmt ist, werden in der psychiatrischen
Literatur vereinzelt als «mediumistische» oder «psychographische»


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