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MEDIUMISTISCHE PSYCHOSEN

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ten sie in einem Zirkel das Tischrücken und automatische Schreiben
kennen. Unter dem Eindruck des Todes ihres Vaters nahmen sie diese
Praktiken erneut auf. Frau M. unterrichtete ihre Schwester brieflich von
ihrer «Schulung»: die ersten Male ging es nicht, dann begann der Bleistift
sich zu bewegen, später schrieb er Buchstaben, schließlich ganze
Sätze. «Es ist» - sagte sie -, «als ob man ganz leicht geführt wird. Man
spürt keine Muskeln. Das Schreiben geht ganz weich, und man weiß nicht,
was man schreibt.» Die Patientin war überzeugt, mit ihrem verstorbenen
Vater und einem spanischen Arzt in Verbindung zu stehen. Sie schrieb
bis tief in die Nacht ganze Hefte voll. Neben Belehrungen über die Zustände
im Jenseits kamen Mitteilungen, die eine außerordentliche Kenntnis
der <Geistwesen> von ihren persönlichsten Angelegenheiten verrieten:
frühe Kindheitserlebnisse wurden ihr geschildert, die Geister spielten auf
peinliche Dinge an, machten ihr Vorwürfe, aber gaben auch gute Ratschläge
. Das Schreiben ging immer schneller, sie hatte das Empfinden,
nach einem Geisterdiktat zu schreiben, und zweifelte daran keinen Augenblick
. Als sie einmal, dem Diktat folgend, ein Wort unterstreichen mußte,
hörte sie es laut und deutlich von einer fremden Stimme gesprochen. Seither
brauchte sie nur mit dem Bleistift Striche zu machen, um die Mitteilung
Wort für Wort, den Strichen entsprechend, zu hören. Bald hörte sie die
Geisterstimmen nicht nur in der Situation des automatischen Schreibens,
sondern überall und zu jeder Zeit. Sie wurden immer lauter und aufdringlicher
, kommentierten ihr Verhalten, gaben ihr sinnlose Befehle,
denen sie sich widersetzte, redeten ihr gut zu, um plötzlich wieder in das
Gegenteil zu verfallen und frech und ordinär zu schimpfen und zu höhnen.

Bei der Aufnahme machte die Patientin einen gespannten, fast stupo-
rösen Eindruck und verweigerte zunächst jede Auskunft. Die Geister
hatten ihr, wie sie später angab, das Reden verboten.

Am Tage nach der Aufnahme versuchte die Patientin, sich mit einem Glasscherben
die Pulsader zu öffnen. Später berichtete sie von <Visionen>: auf der
Glasscheibe der Türe sah sie ihren Vater mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck
in Büchern kramen. Zugleich belehrten sie die Stimmen, daß damit ihr flüchtiges
Lesen, «die Ursache vielen Übels», gebrandmarkt werden sollte.

Mittlerweile war die in einer andern Stadt lebende Zwillingsschwester
der Patientin, Frau R., nach einem Suizidversuch ebenfalls in die Freiburger
Klinik aufgenommen worden. Sie hatte auf Anregung ihrer
Schwester ebenfalls automatisch geschrieben. Sie hörte schon Worte, als


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