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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0200
MEDIUMISTISCHE PSYCHOSEN 197

Ein Schüler de Clerambaults, Levy-Valensi, wandte den Begriff der
«Depossession», der organisch bedingten Entmachtung des Ich, auf die
Besessenheit an und prägte den Satz: «Les possedes sont les plus typiques
des depossedes.» Hier wird deutlich, daß der psychogene Ursprung von
Zuständen der Besessenheit völlig verkannt wird. Die Besessenheit und
verwandte Phänomene liegen in der Linie des <psychischen Automatismus
), d. h. sie sind eine pathologische Folgeerscheinung von Vorgängen,
die auch im Bereich des Normalen vorkommen und als vorübergehende
«Ichstörung» beschrieben werden können. Hier setzt H. W. Gruhle an
und hält den französischen Autoren entgegen, daß sie die psychogene
(<hysterische>) Ichstörung nicht berücksichtigen. In seiner «Psychologie
des Abnormen» versucht er, differentialdiagnostische Kriterien für die
schizophrene und hysterische Ichstörung anzugeben. Er unterscheidet
nach einem Verhaltensmerkmal: bei der Vergewaltigung des Ich im medialen
Zustand (Trance, Begnadung, Besessenheit) sei zwar wie bei den
gemachten Gedanken) der Schizophrenen das Bewußtsein der Souveränität
des Ich über sich selbst verändert, aber das Medium empfinde sich
als <Mittlen: ein fremdes Gesamtgeschehen spiele sich in ihm und an ihm
ab, es suche dafür Zuschauer, teile sich mit und weise alle Anzeichen erhaltener
, ja gesteigerter Kontaktbereitschaft auf im Gegensatz zu den
autistisch verkapselten Schizophrenen. Bei der psychogenen Ichstörung
seien gleitende Übergänge von normalen Erscheinungen verminderten
Ichgehalts bis zu schweren pathologischen Spaltungszuständen erkennbar
. Sie führten von der Entfremdung der Wahrnehmungswelt über das
Unbeteiligtsein in der Inspiration über das Doppel-Ich ansteigend bis zur
Opferung der Persönlichkeit an den Dämon in der Besessenheit. Nicht
erfaßt werden von dieser Beschreibung die automatischen Produktionen
bei erhaltenem und tätigem Wachbewußtsein, wo von einer «Vergewaltigung
des Ich» keine Rede sein kann.

Bei der schizophrenen Ichstörung bleibe der Betroffene im Gegensatz
zum Medium, das Schauspieler ohne oder auch wider Willen ist, doch er
selbst. Auch <gemachte) Gedanken fügten sich einem größeren Ganzen
ein, nur fehle ihnen das Moment des Ichmäßigen.

In vereinfachter Gegenüberstellung kann man die schizophrene Ichstörung
von der hier in Frage stehenden psychogenen etwa folgendermaßen
differenzieren: bei der schizophrenen Ichstörung fehlen die von
Gruhle erwähnten gleitenden Übergänge. Die Phänomene der «gemach-


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