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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1959-02/0201
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HANS BENDER

ten» oder «abgezogenen» oder «beeinflußten» Gedanken sind Symptome
einer Prozeßpsychose. Eine sorgfältige Anamnese vermag oft den «Knick
in der Lebenslinie», den Zeitpunkt des Beginns der prozeßhaften Veränderung
der Persönlichkeit aufzudecken. Die schizophrenen «Spaltungserscheinungen
» zeigen sich selten in massiven Vorformen bei der prämorbiden
Persönlichkeit, auch sind keine Analoga zu den amnestischen Erscheinungen
festzustellen, wie sie charakteristisch für das Verhältnis der
unterbewußten (<verselbständigten>) Komplexe zum Wachbewußtsein
bei der psychogenen Ichstörung sind. Gerade diese amnestischen Phänomene
, die in voller Deutlichkeit bei den hysterischen Mechanismen Ja-
nets in Verbindung mit anderen hysterischen Symptomen und Stigmen
auftreten, haben es nahegelegt, die hier gemeinte psychogene Ichstörung
als «hysterische» zu bezeichnen.

Während die prämorbide Persönlichkeit der Schizophrenen im Sinne
der Kretschmer'schen Konstitutionstypologie eher kontaktarm, auti-
stisch, gespannt, wenig suggestibel und kaum nachahmend ist, finden
sich bei der <medial begabten) Persönlichkeit gegenteilige Züge: lebhafter
, oft übersteigerter Kontakt, emotionale Labilität, Unfestgelegtheit
der Persönlichkeitswerte, starke Suggestibilität und Nachahmungsbereitschaft
bis zur unbewußten Identifikation, Schwäche des Ichs als Zeichen
der mangelnden Festigkeit des Persönlichkeitsgefüges.

Während die schizophrene Ichstörung und die sie charakterisierenden
Automatismen als Symptom einer im Kern der Persönlichkeit angreifenden
Grundstörung erscheinen, die vermutlich unableitbar ist, kann die
psychogene (<hysterische)) Ichstörung als verständliche, ableitbare, reversible
funktionelle Desintegration der Persönlichkeit betrachtet werden
. Diese Desintegration zersplittert die Psyche nicht in Stücke, sondern
bringt mehr oder weniger unabhängig voneinander handelnde funktionelle
Einheiten hervor. Sie ist nicht eine «Abspaltung», sondern eine
funktionelle Verselbständigung von Teilsystemen, die eher das Bild von
Schaltungsvorgängen in einem vieldimensionalen Organismus als das
einer Spaltung rechtfertigt.

Mit diesem Beitrag konnte nur ein Ausschnitt aus der Fülle der Probleme
gegeben werden, welche die Psychologie und Pathologie der spiritistischen
Praktiken stellt. Der Erfahrungsbereich der (psychischen
Automatismen > ist aus schwer einzusehenden Gründen vorzeitig ad acta
gelegt worden. Man sollte sich ihm wieder zuwenden. Die Diskussion


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