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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1960-03/0006
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EDITORIAL

In einem weiteren Schritt stellt der Autor den Aberglauben zwischen
die Pole Religion und Naturwissenschaft. Man ist gespannt, wie er sich
mit der schwierigen Bestimmung der Demarkationslinien zurechtfindet.
Mit guten Gründen findet er die Abgrenzung zum Bereich des Religiösen
in der Egozentrizität der magisch-abergläubischen Verhaltensweisen.
Für den zweiten Pol betrachtet er als kennzeichnend die analytische, logisch
-rationale Weltbetrachtung, die zum Wissen durch den objektiven
Beweis führt im Gegensatz zur subjektiven Gewißheit des magisch-mystischen
Welterlebens. Das hört sich nicht schlecht an und könnte eine
Plattform zur Auseinandersetzung mit der Parapsychologie abgeben, die
bei der Bestimmung, was nach dem Stand der Wissenschaften der neuesten
Zeit als nachprüfbares Erfahrungswissen angesehen werden kann,
ja ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Diese Auseinandersetzung sucht
man aber vergebens. «Es erübrigt sich» - sagt der Autor in einer Fußnote
(S. 22) - «hier auf den wissenschaftlichen Okkultismus und die
Parapsychologie einzugehen, die beide trotz heftigster Proteste ihrer
prominentesten Vertreter dem Aberglauben und nicht dem Rationalismus
und den Naturwissenschaften zugerechnet werden dürfen.» Die
Berechtigung zu «solch herber Kritik am Okkultismus» scheint sich dem
Autor «aus der Arbeitsweise und der geistigen Einstellung der Okkultbefangenen
zu ergeben». Die völlig abwegige und von kompetenter
mathematischer Seite widerlegte Kritik Pfleiderers an der statistischen
Forschung Rhines3 muß herhalten, um darzutun, daß «selbst hier, wo
sich der Aberglaube naturwissenschaftlich geriert, er der Befriedigung
irrationaler Neigungen im Menschen dient».

Man fragt sich, wie es dazu kommen kann, daß ein offenbar redlich
um Erkenntnis bemühter und in seiner Materialsammlung vorbildlich
exakter Autor in einem für seine These entscheidend wichtigen Punkt so
danebengreifen kann und plötzlich die sonst sympathisch wirkende
Gründlichkeit vermissen läßt. Ist er ein Opfer der «Ungläubigkeitsreak-
tion» geworden, die Emilio Servadio in dieser Zeitschrift4 als Abwehrhaltung
gegen eine vermeintliche Bedrohung des rationalen Denkens
durch die weitgehend archaische Struktur der parapsychischen Phänomene
analysierte? Schäfer legt ein Bekenntnis ab, das auf einen solchen
affektiven Hintergrund seines Verneinungsradikalismus schließen läßt:
«Erst. . . mit dem zunehmenden Erkennen eines vernunftorientierten
Weltbildes wurde es den Naturwissenschaften möglich, sich von dem


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