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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1960-03/0130
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WERNER HEISENBERG

Pythagoreer in Beziehung setzt, oder er schreibt: «Zweiteilung und
Symmetrieverminderung, das ist des Pudels Kern. Zweiteilung ist ein
sehr altes Attribut des Teufels (das Wort Zweifel soll ursprünglich
Zweiteilung bedeutet haben)». Den philosophischen Systemen aus der
Zeit nach der kartesianischen Spaltung stand er weniger nahe. Die Kant-
sche Verwendung des Begriffs «a priori» kritisiert er in sehr bestimmter
Form, da Kant diesen Terminus für rational fixierbare Anschauungsformen
oder Denkformen verwendet hat. Er warnt ausdrücklich, «man solle
niemals durch rationale Formulierung festgelegte Thesen als die einzig
möglichen Voraussetzungen der menschlichen Vernunft erklären.» Die
apriorischen Elemente der Naturwissenschaft bringt Pauli vielmehr in
engste Verbindung mit den Urbildern, den Archetypen der Jungschen
Psychologie, die nicht notwendig als angeboren aufgefaßt werden müssen
, sondern die langsam veränderlich und relativ zu einer gegebenen
Erkenntnissituation sein können. An dieser Stelle unterscheidet sich also
die Auffassung Paulis und C. G. Jungs von der Piatos, der die Urbilder
als unwandelbar und unabhängig von der menschlichen Seele existierend
ansah. Diese Archetypen sind aber jedenfalls Folgen oder Zeugnisse einer
allgemeinen Ordnung des Kosmos, die Materie und Geist in gleicher
Weise umfaßt.

Im Hinblick auf diese einstweilen rational nicht formulierbare einheitliche
Ordnung des Kosmos ist Pauli auch skeptisch gegen die in der
modernen Biologie sehr verbreitete Darwinistische Auffassung, nach
der die Entwicklung der Arten auf der Erde allein durch zufällige Mutationen
und ihre Auswirkungen nach den Gesetzen von Physik und Chemie
zustande gekommen sein sollen. Er empfindet dieses Schema als zu
eng und hält allgemeinere Zusammenhänge für möglich, die weder in das
allgemeine Begriffsschema kausaler Strukturen eingeordnet noch durch
den Begriff «Zufall» richtig beschrieben werden können. Immer wieder
begegnen wir bei Pauli dem Bestreben, die gewohnten Denkgeleise zu
verlassen, um auf neuen Wegen dem Verständnis der einheitlichen Struktur
der Welt näherzukommen.

Daß Pauli bei dem Ringen um das «Eine» sich auch immer wieder mit
dem Gottesbegriff auseinandersetzen mußte, bedarf keiner Erwähnung,
und wenn er in einem Brief schreibt von den «Theologen, zu denen ich
in der archetypischen Beziehung der feindlichen Brüder stehe», so ist
diese Äußerung sicher auch ernst gemeint. So wenig er in der Lage war,


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