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WOLFGANG PAULIS PHILOSOPHISCHE AUFFASSUNGEN 127

einfach in der Tradition einer der alten Religionen zu leben und zu denken
, so wenig war er andererseits auch bereit, auf einen naiv-rationali-
stisch begründeten Atheismus einzugehen. Man kann Paulis Einstellung
zu diesen allgemeinsten Fragen wohl nicht besser darstellen, als er es
selbst im Schlußabsatz seines Vortrages über Wissenschaft und abendländisches
Denken getan hat: «Ich glaube jedoch, daß demjenigen, für
welchen der enge Rationalismus seine Überzeugungskraft verloren hat
und dem auch der Zauber einer mystischen Einstellung, welche die
äußere Welt in ihrer bedrängenden Vielheit als illusorisch erlebt, nicht
wirksam genug ist, nichts übrigbleibt, als sich diesen verschärften Gegensätzen
und ihren Konflikten in der einen oder anderen Weise auszusetzen.
Eben dadurch kann auch der Forscher mehr oder weniger bewußt einen
inneren Heilsweg gehen. Langsam entstehen dann zur äußeren Lage kompensatorisch
innere Bilder, Phantasien oder Ideen, welche eine Annäherung
der Pole der Gegensatzpaare als möglich aufzeigen. Gewarnt durch
den Mißerfolg aller verfrühten Einheitsbestrebungen in der Geistesgeschichte
will ich es nicht wagen, über die Zukunft Voraussagen zu machen
. Entgegen der strengen Einteilung der Aktivität des menschlichen
Geistes in getrennte Departemente seit dem 17. Jahrhundert halte ich
aber die Zielvorstellung einer Überwindung der Gegensätze, zu der auch
eine sowohl das rationale Verstehen wie das mystische Einheitserlebnis
umfassende Synthese gehört, für den ausgesprochenen oder unausgesprochenen
Mythos unserer eigenen heutigen Zeit.»

(Der Artikel erschien erstmalig in «Die Naturwissenschaften» 46. Jhg.,
Heft 24, S. 661-663, 1959, Springer Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg.
Autor und Verlag haben freundlicherweise den Nachdruck gestattet.)

ZUSAMMENFASSUNG

Wolfgang Paulis bedeutendes Werk in der theoretischen Physik erscheint
zunächst als die glänzende Leistung eines extremen Rationalisten und Skeptikers
. Dahinter verbarg sich aber ein tiefes philosophisches Interesse für die
dunklen Bereiche der Wirklichkeit oder der menschlichen Seele. Nicht befriedigt
von der empirischen Auffassung, daß die Naturgesetze allein aus dem
Erfahrungsmaterial gewonnen werden können, schloß sich Pauli weitgehend
den Gedanken C. G. Jungs an und sieht in den Archetypen, den in der Seele
praeexistenten Urbildern, eine Spiegelung der Ordnung des Kosmos. Im
Erkenntnisvorgang kommt Erfahrung mit den archetypischen Ideen zur


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