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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1960-03/0203
BUCHBESPRECHUNGEN

I99

enge Beziehungen sich zwischen Tiefenpsychologie und Parapsychologie allmählich
ergeben haben. Auch sonst sind die Divergenzen, wenn man, ich
möchte sagen, die Gesamt Stimmung des Buches auf sich wirken läßt, nicht
gerade schwerwiegend. Ich will versuchen, als «Ergebnis» einiges in Umrissen
zu extrahieren:

Das alte ethnologische Schlagwort von der «Urdummheit» wird heute nicht
mehr diskutiert. Magisches Denken und empirisch-praktisches Denken sind
keine zeitlich sich ablösenden Phasen der Entwicklung, sondern stellen die
zwei Seiten eines zeitlosen, humanen Dualismus als Homo divinans und Homo
faber dar. Das Magische ist somit ernstzunehmen und wird auch von allen
Beteiligten sehr ernstgenommen; es steht in einer besonders engen Beziehung
zu emotionalen Strukturen, zum Religiösen und zum Wertdenken überhaupt.

Die Frage nach objektivierbaren Realitäten (im Mittelpunkt steht das Heilungswunder
) läßt heute noch keine klare Einigkeit Zustandekommen. Der
wissenschaftliche Beitrag der Theologen, die sehr entschieden an dieses heikle
Problem herangehen, war vielfach durch eine gewisse dogmatische Vorbelastung
geschmälert: was transzendent zum natürlichen Weltbild der Erfahrungswissenschaft
ist, braucht noch nicht in der Dimension einer metaphysischen
Transzendenz beziehungsweise des religiösen Supranaturalismus zu liegen
, und wer die Welt nicht ausschließlich unter dieser vereinfachenden Alternative
sieht, ist deshalb gewiß noch kein «naturalistischer Positivist», wie von
einem katholischen Theologen selbst Carrel vorgeworfen wird. (Die Formulierung
einer immanenten Transzendenz, die der verstorbene Heidelberger Soziologe
Alfred Weber für seine geschichtssoziologischen Betrachtungen anwendete
, kommt dem Sachverhalt sicher besser entgegen). Ebenso störend war die
stark moralisierende Wertung aller magischen Vorgänge in einem Schwarz-
Weiß-Schema.

Der Begriff der Synchronizität (Jung) ist als Gesichtspunkt in der Erörterung
magischen Erlebens und Handelns kaum mehr wegzudenken; er ist
geradezu zur Voraussetzung für eine Erfassung des Magischen geworden, die
über die unhaltbare Subjektstufe hinauskommen will.

Der Abbau der wissenschaftlichen Tabus ist schwer (das nach Hartlaub
zitierte Beispiel des Ethnologen Jensen zeigt diese sich oft in Widersprüche
verwickelnden Schwierigkeiten sehr deutlich). Doch läßt diese freimütig-aufgeschlossene
Tagung erkennen, daß hier eine Entwicklung in Fluß gekommen
ist. Aussprachen dieser Art tun not, man muß der Arbeitsgemeinschaft dafür
dankbar sein. Ham Sexauery Stuttgart


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