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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0019
l6 ANIELA JAFFE

heißt es in seiner Vorrede zum bereits erwähnten Buch «Spuk» von F.
Moser. Man könnte diesen Satz als Devise zu Jungs Arbeit auf dem Gebiete
der Parapsychologie bezeichnen.

Das räum- und zeitlose Reich des Unerkennbaren verlockt natürlich
zu allerhand Überlegungen und Hypothesen, nicht nur über Geister,
sondern auch über ein «Jenseits», ein Leben nach dem Tode. Jung persönlich
hegt die Ansicht, daß der Mensch Wesentliches versäume, wenn
er sich keine Phantasien und Gedanken darüber mache. Nicht nur wird
sein Leben ärmer, sein Alter vielleicht auch angsterfüllter, sondern er
bricht mit einer geistigen Tradition, die bis in die Anfänge menschlicher
Kultur zurückgeht; eine solche Eigenwilligkeit den psychischen Wurzeln
gegenüber muß oft teuer bezahlt werden. Bildet sich der Mensch jedoch
Auffassungen über Tod und «Jenseits», so darf er nie vergessen, daß
er sich damit in die Welt der Mythen begibt, die möglicherweise heilsam
und wohltuend sind, mit Wissenschaft jedoch nichts, oder - am Anfang
jeder Wissenschaft steht der Mythus! - noch nichts zu tun haben. In dem
bereits erwähnten Buch «Erinnerungen, Träume, Gedanken» ist ein
umfangreiches Kapitel «Über das Leben nach dem Tode» dem «Phantasiedenken
» oder den «Mythen» Jungs gewidmet, innerhalb seines wissenschaftlichen
Werkes deutet er ein paar Gedanken in dem Aufsatz «Seele
und Tod» an*. Die Tatsache, daß die Seele in eine räum- und zeidose
Sphäre hineinragt, gibt Anlaß zu Nachdenklichkeit; direkte Schlußfolgerungen
läßt sie jedoch nicht zu.

In einem Brief vom Mai i960 ging Jung wiederum von der gleichen
Tatsache aus und ergänzte seine Gedanken über die Wahrscheinlichkeit
eines Fortlebens nach dem Tode folgendermaßen: insofern die Seele
telepathischer und praekognitiver Wahrnehmungen fähig ist, befinde
sie sich außerhalb von Zeit und Raum. Demgemäß bestehe die Möglichkeit
, daß postmortale Phänomene vorkommen, die als authentisch anzusprechen
seien.

«Die relative Seltenheit solcher Phänomene weist auf alle Fälle daraufhin,
daß die Existenzformen von Inner- und Außerzeitlichkeit so scharf getrennt
sind, daß die Überschreitung dieser Grenze zu den größten Schwierigkeiten
gehört. Dies hindert aber keineswegs, daß mit der innerzeitlichen Existenz eine
außerzeitliche parallel geht. Ja, daß wir selber zugleich in beiden Welten existieren
, wovon uns bisweilen eine Ahnung befallt. Was aber außer der Zeit ist,

* In Wirklichkeit der Seeley 1. Aufl. Zürich 1934.


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