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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0064
«IRREGULÄRE» DIAGNOSEN

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jeder Diskussion den Vorschlag, den Kranken selbst um seine Ansicht
zu befragen. Zu ihm zurückgekehrt spielen sich ohne sonstigen Kommentar
zwischen uns beiden in raschem Wechsel folgende Fragen und Antworten
ab: «Bitte sagen Sie uns, welche Krankheit bei Ihnen vorliegt».
«Akute Appendizitis». «Was ist zu tun?» «Sofortige Operation». Allgemeines
Erstaunen! Beim Eingriff findet sich in der rechten Darmbeingrube
trübes freies Exsudat, Wurmfortsatz retrocoecal, schwer entzündet
, unmittelbar vor der Perforation. Heilung. -

Interessant war hier zunächst das psychologische Verhalten des Kranken
. Als früherer Fachmann gab er sich hinsichtlich des vorliegenden
Zustandes offenbar keiner Illusion hin. Waren aber angesehene Kollegen
anderer Ansicht, so nahm ihm das als Moslem - also Fatalist! - jede eigne
Verantwortung für das Unterlassen der ihm wahrscheinlich nicht sehr
angenehmen Operation; vielleicht konnte es sogar durch eine Art von
Magie die Krankheit beseitigen. Die ihm gestellte Gewissensfrage mußte
dem aber ein Ende setzen, jedes weitere Verstecken vor der Realität
wurde unmöglich. Wie ich nun darauf kam, mit so promptem Erfolg diese
Lösung zu finden, kann ich nur einer mir selbst unbewußten «Eingebung»
zuschreiben. Denn die voranstehend wiedergegebene Interpretation, die
wohl das Richtige trifft, stellte sich mir erst nachträglich ein.

5. Leprom des Nervus ulnaris

Auch dieser Fall nimmt eine Sonderstellung ein. Denn die Diagnose
wurde von mir zunächst völlig verfehlt. Ihre Richtigstellung erfolgte dann
nachträglich unter durchaus phantastischen Umständen: Ein noch jüngerer
Mann wird mir von einem ausgezeichneten Neurologen wegen einer
Verdickung des Ulnaris (Neurinom?) überwiesen. Partielle Parese mit
Atrophie der kleinen Handmuskeln. Die am 17. 11. 1947 erfolgte operative
Freilegung scheint den geäußerten Verdacht zu bestätigen. Exci-
sion. Das pathologisch-anatomische Resultat lautet jedoch auf Tuber-
kulose, was aber unmöglich scheint. Mit diesem Problem beschäftigt habe
ich in einer der folgenden Nächte einen seltsamen Traum: Wie im Film
erscheinen auf hell erleuchteter Fläche zwei große Engelsgestalten. Sie
eröffnen feierlich eine mächtige Schriftrolle, auf der etwa folgendes zu
lesen ist: «Eine isolierte Tuberkulose der Nervenstämme gibt es nicht.
Erinnert der histologische Befund daran, so ist vielmehr an Lepra zu
denken.» Die Rolle wird ebenso zeremoniell wieder geschlossen, die Er-


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