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EDUARD MELCHIOR

scheinung verschwindet, und ich wache auf. Von dem Erlebten bin ich
derart betroffen, daß ich meine Frau - Ärztin - aus dem Schlafe wecke,
um ihr den Traum mitzuteilen. Ich stehe dann auf, um mich in Büchern
zu orientieren und sehe, daß der in so seltsamer Weise erfolgte Hinweis
durchaus am Platz war. Es gelang dann auch dem Neurologen, nachträglich
bei dem Operierten den exakten Nachweis der Lepra zu erbringen.

Sehr anschaulich zeigt sich hier also, wie der entscheidende Schritt
zur korrekten diagnostischen Beurteilung nicht durch eigene Leistung
herbeigeführt wurde, sondern durch einen Eingebungsvorgang, wie er
nicht prägnanter gedacht werden kann. Das Erstaunliche hieran wird
wohl nicht dadurch eingeschränkt, daß ich selbst bereits, wie sich nachträglich
ergab, in meinem «Grundriß der Allgemeinen Chirurgie»6 mit
wenigen Worten in Kleindruck die bei Lepra vorkommende mehr
oder weniger umschriebene Verdickung peripherer Nerven erwähnte,
welche in ihrer Struktur dem tuberkulösen Gewebe weitgehend zu gleichen
vermag (1. c. p. 255). Denn in einem derart umfangreichen Buch
muß der Autor ja mitunter auch Tatsachen erwähnen, über die er - wie
es hier der Fall war - keine eigenen Erfahrungen besitzt. Es ist unter solchen
Umständen daher begreiflich, daß ihm in der Folge gelegentlich
einmal solche Einzelheiten aus dem Gedächtnis entschwinden. -

Emetin gegen schwere chirurgische Infekte

Anscheinend außerhalb des Rahmens unseres Themas liegend, scheint mir jedoch
die Art und Weise, wie ich zu der Erkenntnis der vom üblichen abweichenden
Brauchbarkeit eines Medikamentes gelangte, deutliche Beziehungen
zum «Irregulären» aufzuweisen. Es handelt sich um Emetin, dessen therapeutische
Leistung bei durch den Erreger der Amöbenruhr hervorgerufenen Abszessen
längst bekannt war. Ich konnte aber nachweisen, daß Emetin auch
auf zahlreiche durch andere Bakterien hervorgerufene schwere Infekte in
höchst eindrucksvoller Weise einzuwirken vermag. Rein zufällig ergab sich
mir vor nunmehr fast 20 Jahren der Anlaß, in einem Fall von schwerer operativer
Wundinfektion Emetin anzuwenden. Die unmittelbar danach eintretende
eklatante Besserung weckte in mir sofort die Überzeugung, ein bedeutsames
therapeutisches Novum aufgefunden zu haben, obwohl ich mir klar darüber
war, daß der Beweis für diese Vermutung zunächst noch völlig fehlte. Im
Laufe konsequent durchgeführter kritischer Prüfung ergab sich aber dann, daß
es sich tatsächlich so verhielt. Denn Emetin bewährte sich glänzend bei mannigfachen
schweren septischen Infekten, z.B. den sog. malignen Lippenfurunkeln
, dem Gasbrand, der thrombophlebitischen Appendizitis, der pyo-
genen Allgemeininfektion. Auch in nicht wenigen Fällen, wo zuvor verwendete


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