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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0108
SCHOPENHAUER UND DIE PARAPSYCHOLOGIE 105

Telepathie, der direkte psychische Kontakt, und Hellsehen, die außersinnliche
Wahrnehmung objektiver Sachverhalte als sicher erwiesene
Tatsachen und die bestürzende Prophetie (Praekognition) als ein sehr
wahrscheinliches, wenn auch noch weiterer Beweise bedürftiges Phänomen
. Doch sind diese Ergebnisse keineswegs allgemein anerkannt. Viele
halten die Annahme einer außersinnlichen Wahrnehmung für einen Rückfall
in primitiven Wunderglauben - unvereinbar mit dem naturwissenschaftlichen
Weltbild. Oft sind solche apriorischen Skeptiker allerdings
mit Schopenhauers Worten «unwissend» zu nennen, denn sie kennen weder
Methoden noch Resultate und wissen nicht, daß führende Vertreter
der theoretischen Physik, wie etwa Wolfgang Pauli oder Pascual Jordan,
in den parapsychischen Phänomenen keinen prinzipiellen Widerspruch
zu den bekannten Naturgesetzen sehen und zugeben, daß solche, mit dem
physikalischen WirklichkeitsbegrifF unerklärbaren Vorgänge, nicht als
«unmöglich» abgelehnt werden dürfen.

Der Akzent der parapsychologischen Forschung von heute liegt ganz
und gar auf der Sicherung der Tatsachen und der Erforschung der Bedingungen
ihres Auftretens. Eine umfassende Theorie und Metaphysik
der paranormalen Erscheinungen ist das noch ferne Ziel. Von dem Modell,
das Schopenhauer vorweggenommen hat, sagt Driesch in einer Arbeit
«Schopenhauers Stellung zur Parapsychologie», es sei von einer solchen
methodischen Feinheit der Durcharbeitung, daß seine Schrift auch heute
noch geradezu als kurzes Lehrbuch der theoretischen Parapsychologie gelten
könne: sie sei «modern» im besten Sinne des Wortes. Schopenhauer
kenne schon alle Gruppen oder Klassen des Tatsächlichen, die wir heute
kennen, freilich mit einem weit geringeren Grade der Sicherung gegen
Täuschung und Betrug. Auch er verwende schon für die theoretische Verarbeitung
die meisten der Denkschemata, die wir heute gebrauchen.

Eine Reihe der Denkschemata, mit denen Schopenhauer die parapsychischen
Erscheinungen zu erfassen versucht, seien nun betrachtet: in
der Einleitung seines «Versuchs über das Geistersehen» geht Schopenhauer
davon aus, daß das sogenannte «Geistersehen» nie ein eigentliches
Sehen eines Dinges sei. Es ist nicht durch eine von außen erfolgte Reizung
eines Sinnesorgans bedingt. Als ersten Pfeiler der zu bauenden
Brücke nimmt er den Traum, der aus dem Innern des Organismus erregt
wird und ohne unser Zutun jedem anschaulichen Gegenstand eine Wahrheit
und Vollendung verleiht, wie sie die Wirklichkeit selbst darbietet.


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