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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1962-05/0005
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C. G. JUNG

Die Untersuchung sehr vieler synchronistischer Phänomene hat mich
davon überzeugt, daß eine ihrer häufigsten Voraussetzungen die wirksame
Präsenz eines Archetypus ist. Ein archetypischer Traum kann auf
das kritische Ereignis folgen, oder ihm auch vorausgehen (ohne jedoch im
letzteren Falle seine Ursache zu sein). Für telepathische Phänomene können
wir unter Umständen kausale Erklärungen abgeben, in Fällen von
Praekognition ist dies jedoch ausgeschlossen. «Telepathie», «Präkogni-
tion» etc. sind reine Begriffe (Wörter), die an sich noch nichts erklären.
Der einzige Erklärungsfaktor, den wir mit einiger Sicherheit feststellen
können, ist das nahezu regelmäßige, oder zumindest sehr häufige gleichzeitige
Auftreten eines Archetypus, d. h. einer entsprechenden Emotion.
Eines der häufigsten Symptome ist die Verbindung mit religiösen Vor-
Stellungen und Uberzeugungen.

Für die weitere Forschung gibt es zwei Wege: i. den experimentellen
und 2. den kasuistischen.

ad i) Man kann unter gewissen Bedingungen mit Archetypen experimentieren
, wie mein «astrologisches» Experiment zeigt (siehe Jung-
Pauli, Natur erklärung und Psyche^ Zürich 1951, pag. 44 ff.). Wir haben ein
solches Experiment mit den historisch bekannten intuitiven, d. h. synchronistischen
Methoden (Astrologie, Geomantie, Tarot und I Ging) im
C. G. Jung-Institut Zürich begonnen. Da wir aber zu wenig Mitarbeiter
und Mittel haben, konnten wir nicht weitermachen und mußten die Versuche
abbrechen.

ad 2) Hierher gehört die Beobachtung individueller Fälle von Tod,
schweren Krankheiten und Unfällen und die sorgfältige Analyse der gleichzeitigen
psychologischen Situationen. Einige Arbeit in dieser Richtung
ist in Zürich schon getan worden, genügt aber bei weitem nicht.

Solche Forschungen erfordern team-work und Geld, über beides verfügen
wir nicht. Vor allem bedarf es einer entsprechenden Intelligenz
und psychologischer Kompetenz. Beides ist schwer zu finden.

Während meines ganzen Lebens habe ich mich für paranormale Phänomene
interessiert. In der Regel kommen sie, wie gesagt, in bestimmten
akuten seelischen Zuständen vor (Emotionen, Verstimmungen, Schocks
etc.). Sie treten vermehrt auf bei Individuen von besonderer oder pathologischer
Persönlichkeitsstruktur, bei denen die Schwelle zum kollektiven
Unbewußten habituell erniedrigt ist. Auch Menschen mit einem
schöpferischen Genius gehören zu diesem Typus.


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