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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1962-05/0007
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C. G. JUNG

Puppe hat das Haus angezündet (wie?) oder der Brand hat die Phantasie
der Schwestern angeregt (wie?).

Ich betone - so wie wir es auch sonst zu tun pflegen - die Realität des
Ereignisses, nicht aber seine Perzeption. Diese Betrachtungsweise stimmt
mit der Hypothese akausaler Zusammenhänge überein, d.h. einer nicht
räumlichen und nicht zeitlichen Bedingung des Seins.

Da Kausalität keine axiomatische, sondern eine statistische Wahrheit
ist, muß es Ausnahmen geben, in denen Zeit und Raum als relative
Größen erscheinen, sonst würde die Wahrheit nicht statistisch sein. Von
dieser erkenntniskritischen Basis aus muß man schließen, daß die Möglichkeit
der Beobachtung nicht-räumlicher und nicht-zeitlicher Ereignisse
besteht, nämlich gerade derjenigen Erscheinungen, die wir tatsächlich
wider alle vernünftige Erwartung beobachten können, und von
denen hier die Rede ist.

Es ist also, nach meiner Auffassung, nicht unsere Wahrnehmung, die
notwendigerweise para- oder supranormal ist, sondern das Ereignis selbst.
Letzteres ist jedoch nicht «wunderbar», sondern nur «außergewöhnlich»
und unerwartet, und auch das nur für unser Vorurteil, Kausalität sei eine
axiomatische Größe. Vom statistischen Standpunkt aus gesehen handelt
es sich gewiß um Randphänomene, die aber von einem wirklich realistischen
Standpunkt aus sich als reale und signifikante Fakten erweisen.
Ausnahmen sind genau so wirklich wie wahrscheinliche Fakten. Die Voraussetzung
von Wahrscheinlichem setzt zugleich das Vorhandensein von
Unwahrscheinlichem.

Wo oder wann immer das kollektive Unbewußte (die Basis unserer
Psyche) hineinspielt, taucht die Möglichkeit auf, daß sich etwas ereignet,
das zu unseren rationalistischen Vorurteilen im Widerspruch steht. Unser
Bewußtsein übt eine selektive Funktion aus und ist selber eine Auswahl,
während das kollektive Unbewußte einfach Natur ist - Natur, die alles
enthält, also auch Unbekanntes, jenseits von Wahrheit und Irrtum, unabhängig
vom Eingriff des Bewußtseins und daher oft in völligem Widerspruch
zu den Absichten und Haltungen des Ich.

Soweit wir erkennen können, ist das kollektive Unbewußte identisch
mit der Natur überhaupt, insofern sie uns unbekannt ist, einschließlich
der Materie. Gegen die Annahme, daß die Psyche eine Qualität der Materie
oder die Materie der konkrete Aspekt der Psyche sei, könnte ich
nichts einwenden, vorausgesetzt, daß «Psyche» als das kollektive Unbe-


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