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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1962-05/0045
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HANS BENDER UND JOHN MISCHO

lebnisse gründen. Sie lassen sich in großer Zahl feststellen. Als Beispiel
diene eine unter vielen persönlichen Beobachtungen einer der Autoren
(B.), der in den 30 er Jahren mit einer Gruppe ihm nah bekannter Personen
den Mont Saint-Michel in der Bretagne besuchte. Ein vierzehnjähriges
Mädchen, das an der Reise teilnahm, stieg in ein dort parkendes
luxuriöses Auto, um es von innen anzusehen. Sie wurde von dem dazukommenden
Chauffeur barsch in einer ihr unverständlichen Sprache aus
dem Wagen gewiesen. Acht Jahre später lernte sie in einer deutschen
Großstadt ihren zukünftigen Mann, einen skandinavischen Fabrikbesitzer
kennen. Sie blätterte nach ihrer Heirat in seinen Photoalben und
fand Bilder vom Mont Saint-Michel, dem Auto, dem Chauffeur: sie war
in den Wagen ihres zukünftigen Mannes geklettert. So wie sie damals
aus dem Auto gewiesen wurde, wurde sie einige Jahre nach der
Heirat durch die Schuld ihres Mannes aus der Ehe gewiesen. Die Scheidung
hat für ihr Leben einschneidende negative Folgen gehabt, die nie
überwunden wurden. Man kann argumentieren: wäre der Vorfall am
Mont St.-Michel geträumt worden, hätte man mit guten Gründen von
einem praekognitiven Traum sprechen und sich damit auf die Para-
psychologie beziehen können. Daß aber ein reales Ereignis «Orakel»
eines zukünftigen Ereignisses wird, daß eine sinnvolle Koinzidenz zwischen
beiden besteht, kann kaum in die Kategorien der Parapsychologie
eingeordnet werden, es sei denn, man macht sehr umwegige Versuche,
in diesen Zusammenhängen doch die steuernde Wirkung einer außersinnlichen
Wahrnehmung anzunehmen. Man kann hier eine solche
Konstruktion versuchen, aber es gibt Fälle «sinnvoller Zufälle», wo dies
zweifellos völlig ausgeschlossen ist.

Man muß zugeben, daß das Geschehensmodell solcher «sinnvoller
Zufälle» die Argumentation von Jung stützt, daß das «Außergewöhnliche
im Ereignis selbst liegt» oder - wie die Autoren lieber formulieren
würden - bei bestimmt gearteten Fällen im Ereignis selbst liegen kann.
Diese Einschränkung erscheint ihnen notwendig, denn sie sind mit den
Kritikern der Synchronizitätstheorie überzeugt, daß viele parapsychischen
Vorgänge, insbesondere experimentelle Befunde, dem Modell
eines Perzeptionsvorgangs besser entsprechen als dem Modell sinnvoll
koinzidierender Ereignisse. In Bezug auf spontane Phänomene hat
übrigens Max Dessoir in seinem Buch «Vom Jenseits der Seele»* im

* M. Dessoir, Vom Jenseits der Seele, Stuttgart 1931, S. 190.


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