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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1962-05/0130
VERBORGENE WEGE DER SEELE

I27

Anders verhält es sich bei der Mutter, deren Sohn als Soldat im Krieg
gefallen ist. Im Traum hält sie den Sohn in den Armen, so als sei der erwachsene
Mann wieder zum Kind geworden. Das Traumgeschehen verwandelt
nicht nur die Realität (die Schiffsexplosion), sondern es wird
zum Symbol und weist darum, wie alle Symbole, auf etwas Umfassenderes
hin. Hier weist das Traumbild der leidenden Mutter mit dem gestorbenen
Sohn in den Armen auf das Bild der Pietä. Der Gefühls- und
Sinngehalt, der diesem «Größeren», dem Urbild, innewohnt, erhebt das
banale, tausendfach wiederholte Ereignis der um den Sohn trauernden
Mutter in den Rang des Zeitlosen. Es verleiht den unbedeutenden Menschen
die Würde, an einem überpersönlichen Geschehen auf ihre Weise
teilzuhaben. Hinter dem persönlichen Leiden erscheint, so könnte man
sagen, das archetypische Bild. Das ist der psychologische Sinngehalt des
parapsychologischen Traumes.

Das Gleiche gilt auch von dem viermal wiederholten Traum von der
Baumallee. Zwar bildet sie jedesmal den Ort der Handlung, doch dürfen
auch die Ereignisse, welche sich dort abspielen, nicht übersehen werden:
im ersten Traum rannte die Träumerin hinter der sich immer weiter
entfernenden Mutter her, ohne sie jedoch erreichen zu können. (Das
vergebliche Rennen hinter einem Verstorbenen wird auch im Schweizer
Material berichtet). Dann dreht sich die Mutter um und schickt die
Träumerin zum Vater heim. Sie darf ihr auf ihrem Wege nicht folgen. -
Nach etwa dreizehn Jahren wiederholt sich das gleiche Traumbild vor
dem Tode ihres Bruders: wieder die Allee, das vergebliche Nachrennen
und das Zurückgeschicktwerden; und genau das Gleiche noch einmal vor
dem Tode des Gatten. Beim vierten Traum wiederholt sich nur die
Baumallee, welche in einen ganz anders gearteten Wahrtraum hineinspielt
, nicht aber das vergebliche Nachrennen, noch das Zurückgeschicktwerden
. Diesmal kündete der Traum nicht den Tod eines ihrer nächsten
Angehörigen, sondern den einer Freundin ihrer Tochter. Die weniger
intensive Gefühlsbindung an die Tote erklärt den Unterschied im
Traumgeschehen.

Was aber bedeutet eine Baumallee? Sie ist gekennzeichnet durch zwei
parallele Baumreihen, die in der Entfernung immer mehr zusammenzurücken
scheinen, bis sie sich «in der Unendlichkeit» treffen. Vom
psychologischen Gesichtspunkt aus kann die doppelte Baumreihe
(Zwillingsmotiv) als ein Bild für die Gegensätze verstanden werden,


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