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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1962-05/0140
VERBORGENE WEGE DER SEELE

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Es ist nicht so, daß der Archetypus das, vielleicht Jahre zuvor oder in
einem anderen Erdteil stattfindende, «Wissen» verursacht habe. Es handelt
sich vielmehr um eine ungewöhnliche Manifestation seines Bewußtwerdens
in einer Spaltung. An sich liegt eine solche Spaltung, wie wir
bereits ausgeführt haben, einer jeden Bewußtmachung zugrunde. Doch
spielt sie sich normalerweise innerhalb der psychischen Welt des einzelnen
ab - in seinen Gedanken, Träumen, Intuitionen und in seinem Erleben
. Die verschiedenen Seiten des bewußtwerdenden Inhalts sind weder
räumlich noch zeitlich auseinandergerissen, wie bei den parapsychologischen
Phänomenen. Bei diesen hängt die Spaltung damit zusammen,
daß - wie wir ausführten - ein Archetypus konstelliert ist. Man könnte
allerdings auch hier von einer Art Bewußtwerdung sprechen, insofern
als der Archetypus in die Nähe des Bewußtseinsfeldes rückt*.

In seinem Aufsatz «Theoretische Überlegungen zum Wesen des Psychischen
**» erbringt Jung den Nachweis, daß der Archetypus nicht rein
psychischer, sondern auch physischer Natur ist. Das ist eine offensichtliche
Paradoxie, die jedoch nicht wunderbarer ist als diejenige des Lichtes
oder diejenige der kleinsten materiellen Teilchen, welche nicht nur
Welle, sondern auch Korpuskel sind. Das Charakteristische zahlreicher
parapsychologischer Phänomene liegt darin, daß diese beiden Aspekte
des Archetypus getrennt wahrnehmbar werden. Das gilt nicht nur für
seine Verdoppelung in ein reales Ereignis (Krise etc.) einerseits und das
Bild oder Gefühl als psychisches Erlebnis andererseits (Traum, Vision,
Halluzination, Ahnung etc.), sondern es gilt auch für die wunderlichen
Ereignisse, bei denen ein einzelnes Objekt in das parapsychologische
Geschehen hineinspielt. In dem Kapitel «Puzzling Physical Effects»
bringt Mrs. Rhine zahlreiche Beispiele dafür, von denen vielleicht das
bekannteste das Stillstehen der Uhr beim Tode eines Menschen ist. Auch
hier handelt es sich um zwei völlig getrennte Ereignisse, deren jedes
durch eine eigene Kausalkette bedingt ist. Was sie jedoch einleuchtend
verbindet, ist der Sinn. Vom psychologischen Gesichtspunkt aus müssen

* Jung braucht das Wort «Synchronizität», weil sich eine Quasi-Gleichzei-
tigkeit zwischen den getrennten Ereignissen - den Anordnungen des Archetypus
- ergibt: der praekognitive Traum zeigt das Zukünftige jet^t. Das Wort
«synchron» würde auf eine astronomische Gleichzeitigkeit weisen.

** In: «Von den Wurzeln des Bewußtseins», Zürich 1954. («On the Nature
of the Psyche», in: Collected Works, Volume 8).


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