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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1963-06/0100
FREUD UND DIE PARAPSYCHOLOGIE

VON JAN EHRENWALD

Freuds gelegentliche Flirts mit der Parapsychologie - wenn es nicht gar
eine längere Liaison war - sind eine, durch seine Schriften verbürgte,
historische Tatsache. Seine engsten Mitarbeiter jedoch betrachteten diese
wiederholten Ausflüge in das Gebiet des Okkulten mit einiger Beklemmung
. Ernest Jones, der bekannte Analytiker und autorisierte Biograph
von Sigmund Freud, schien ehrlich bestürzt über diese Tatsache, die er
für eine wissenschaftliche Indiskretion seines Meisters hielt1.

Freuds ursprüngliche Einstellung gegenüber der Parapsychologie war
ein Konglomerat aus Anziehung, Abstoßung und Skeptizismus. Sie
spiegelt sich unter anderem in seinen frühesten Bemerkungen zu einem
vermeintlich prophetischen Traum2, der ihm von Frau B. berichtet
wurde, einer «wohlachtbaren Frau», die trotz ihrer «kritischen Begabung
» felsenfest von dem präkognitiven Charakter ihres Erlebnisses
überzeugt war. Dieser Vorfall ereignete sich im Jahre 1899, kurz vor der
Veröffentlichung von Freuds «Traumdeutung», und er betrachtete Frau
B.'s Erlebnis lediglich als einen weiteren Fall von Wunscherfüllung, bei
dem durch die Zensur verrätselt, Deckfiguren und andere entstellende
Elemente dazwischentraten.

Fünf Jahre später ist Freud in seiner «Psychopathologie des Alltagslebens
»3 nicht mehr so sicher, obwohl er jede persönliche Erfahrung auf
dem Gebiet in Abrede stellt. Noch später, im Jahre 1921, ist er bereit zuzugeben
, daß «es nicht länger möglich erscheint, das Studium der sogenannten
okkulten Phänomene zurückzustellen», und er beschreibt ziemlich
eingehend mehrere Vorfälle, die ihm von solchen Patienten berichtet
wurden, an deren Glaubwürdigkeit zu zweifeln er keinen Anlaß hatte4.
Zwei dieser Ereignisse handelten von Wahrsagern, deren Prophezeiungen
sich zwar nicht wirklich erfüllten, aber in geheimnisvoller Weise
affektbesetzte, vor- oder unbewußte Inhalte der Klienten berührten. Um
es deutlicher zu sagen: in einem Fall drehte es sich um unterdrückte
Todeswünsche gegen einen, dem Patienten verhaßten, Rivalen. In einem
anderen handelte es sich um eine versteckte, aber bis ins einzelne gehende,
unbewußte Identifikation einer kinderlosen Frau mit ihrer Mutter, gekoppelt
mit dem Wunsch «im Alter von 32 Jahren» zwei Kinder zu be-


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