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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1963-06/0101
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JAN EHRENWALD

kommen - genau zu dem Zeitpunkt, als ihre Mutter innerhalb eines Jahres
2 Kindern das Leben geschenkt hatte. In beiden Fällen war den
Wahrsagern die Lebenssituation der betreffenden Klienten völlig unbekannt
.

Bei der Diskussion dieser Fälle beeilt sich Freud zuzugeben, daß er
sich nur unter den größten Vorbehalten mit diesen okkulten Fragen abgebe
. Mit der ihm eigenen Aufrichtigkeit gesteht er zugleich, er habe,
während er noch plante, das Material seinen psychoanalytischen Kollegen
vorzulegen, zu seiner Bestürzung entdecken müssen, daß er seine Aufzeichnungen
verloren oder verlegt habe: eine typische Freudsche Fehlleistung
.

Im Jahre 1922 und erneut 1933 kam er auf dasselbe Thema6»6 zurück.
Damals war Freud schon Mitglied der englischen und der amerikanischen
«Society for Psychical Research» geworden und mit deren Veröffentlichungen
wohlvertraut.

Auch hier stammt das in Frage stehende Material weitgehend aus zweiter
Hand. Darunter befindet sich auch der vielzitierte Fall des Vaters
einer verheirateten Tochter, der in der Nacht vom 16. auf den 17. November
geträumt hatte, seine zweite Frau habe Zwillingen das Leben geschenkt
. Tatsache war, daß in derselben Nacht seine Tochter eine Frühgeburt
hatte (und infolgedessen völlig unerwartet) Zwillinge gebar.

Freuds Interpretation dieses Traumes ist ein klassisches Beispiel für
die Anwendung der analytischen Technik auf das unbewußte Material,
ohne Rücksicht auf das, was ich als autopsychischen oder heteropsychischen
Ursprung bezeichnet habe7. Er legt die Auffassung nahe, daß der
Träumer seine Tochter, die Zwillingen das Leben geschenkt hatte, an die
Stelle seiner zweiten Frau gesetzt habe und darin eine verdrängte inzestuöse
Phantasie enthüllt. Anläßlich ihrer Niederkunft (ob erwartet oder
telepathisch übertragen) wurde der unbewußte, verdrängte Wunsch
wieder aktiv: <Sie sollte eigentlich meine zweite Frau sein . . .>

Der zweite Fall dieser Serie handelt von einer 37jährigen Frau, die
während ihres ganzen Lebens von sich wiederholenden Träumen, Visionen
und Halluzinationen heimgesucht wurde. Auch hier wiederum sucht
Freud seine Annäherung auf zwei Wegen: auf dem psychoanalytischen
und dem parapsychologischen. Er fühlt jedoch, daß in diesem Falle die
Produktionen der Patientin völlig auf Selbsttäuschung beruhen und dazu
neigen, anstelle der psychischen Realität eine materielle zu setzen. Freuds


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