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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1963-06/0107
104 JAN EHRENWALD

langt deshalb, daß «jedermann, der über Telepathie schreiben will, klarmachen
müsse, daß er dies unabhängig von der Psychoanalyse tut. . .
Dies wäre lediglich ein Akt der Gerechtigkeit jenen Analytikern gegenüber
, die - wie ich selbst - weit davon entfernt sind, von der Faktizität
der Telepathie überzeugt zu sein, und die deshalb nicht gutheißen können
, daß ihre Anerkennung der Psychoanalyse mit etwas anderem vermengt
würde, dem sie nicht zustimmen.»

Es ist erstaunlich, wenn ein Autor vom wissenschaftlichen Niveau
eines Jones so etwas vorschlägt. Eine solche Äußerung scheint Überlegungen
politischer Zweckmäßigkeit über die Forderung nach objektiver
wissenschaftlicher Forschung zu stellen und erinnert bedenklich an die
Haltung mittelalterlicher kirchlicher Autoritäten, welche die Interessen
der Kirche gegen ähnliche Gefahren zu verteidigen suchten. Aus unserer
Perspektive betrachtet, ist das in der Tat ein weiterer Hinweis auf die
Tendenz der Verdrängung und Reaktionsbildung gegen die Wiederkehr
des Verdrängten, d. h. gegen die Wiederbelebung des Magischen. Es ist ein
ernüchternder Gedanke, daß Reaktionen dieser Art einstmals von der
Hexenverbrennung bis zur Ablehnung der Mesmerschen Beobachtungen
durch die Französische Akademie der Wissenschaften reichen, oder bis
zum emotionalen Vorurteil, das die Schulpsychologie gegenüber der
Psychoanalyse selbst zeigte.

Es ist rührend, Freuds Reaktion auf Jones' Appell für eine Taktik
politischer Zweckmäßigkeit zu lesen. «Meine eigenen Experimente, die
ich zusammen mit Ferenczi und meiner Tochter anstellte, haben eine
solche Überzeugungskraft gewonnen, daß ich mich einmal mehr in der
Lage sah, in verkleinertem Maßstab das große Experiment meines Lebens
wiederholen zu müssen: nämlich, im wesentlichen eine Überzeugung
vertreten zu müssen, ohne die Reaktion der Umwelt in Betracht zu
ziehen. So war es denn unvermeidbar; wenn irgendjemand meinen Sündenfall
anführt, so antworten Sie ihm einfach ruhig, daß die Bekehrung
zur Telepathie meine Privatangelegenheit ist, genau so wie mein Judentum11


Tatsache ist, daß schließlich der Rat von Ernest Jones und seiner
Gruppe bis zum Tode Freuds den Ausschlag gab und die Oberhand behielt
. Anschließend zeigten Freuds geistige Erben und Epigonen die
gleiche unnachgiebige Haltung, wie Freuds frühe Kritiker innerhalb und
außerhalb des analytischen Lagers. Gelegentliche Andersdenkende, wie


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