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JOHN MISCHO

Heren so groß, daß ich ihr um keinen Preis nachgeben wollte20.» So wanderte
der, zu scharfsinniger Spekulation und hintergründiger Philosophie
über des Lebens Rätsel geborene Freud in die Medizin ab. Rückschauend
stellt er dann fest: «Ich bin Arzt geworden durch eine mir aufgedrängte
Ablenkung meiner ursprünglichen Absicht, und mein Lebenstriumph
liegt darin, daß ich nach großem Umweg die anfängliche Richtung wiedergefunden
habe21.»

v

Es war im Jahre 1906, als die kleine Gruppe der Getreuen Freud zu
seinem fünfzigsten Geburtstag eine Medaille schenkte, die auf der Vorderseite
des Meisters Profil im Basrelief und auf der Rückseite eine
griechische Zeichnung des Königs Ödipus vor der Sphinx zeigt. Umrahmt
ist die Zeichnung von einem Vers aus «König Ödipus» von
Sophokles:

Der das berühmte Rätsel löste
und ein gar mächtiger Mann war.

Bei der Überreichung dieser Medaille» - so berichtet Jones im 2. Band
der Biographie (1901-1919) - «ereignete sich ein merkwürdiger Zwischenfall
. Als Freud die Inschrift las, wurde er blaß, unruhig und fragte
mit erstickter Stimme, wer diese Idee gehabt habe. Er benahm sich wie
ein Mensch, dem ein Geist erschienen ist.. .22». Als Federn ihm gesagt
hatte, dies sei seine Idee gewesen, berichtete Freud: als junger Student
habe er unter den Arkaden der Wiener Universität die Büsten früherer
berühmter Professoren betrachtet. Damals habe er sich in der Phantasie
ausgemalt, daß dort seine künftige Büste stände, und darunter gerade
diese Worte aus dem Ödipus des Sophokles graviert seien, die er jetzt
auf der Medaille vor sich sehe.

Am 4. Februar 1955 fand unter den Arkaden der Wiener Universität
die feierliche Enthüllung der Büste Freuds - von dem Bildhauer Königsberger
1921 geschaffen - statt. Auf ihrem Sockel ist die Zeile aus dem
«König Ödipus» von Sophokles eingraviert. Jones bemerkt dazu: «Es

20 In einem Gespräch Wittels mit Freud gab dieser ihm die zitierte Antwort,
vgl. dazu F. Wittels: Freudandbis Time, 1931, S. 34.

21 S. Freud: Ges. Werke, XIV, S. 291.

22 E. Jones, Bd. II, S. 27.


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