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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1964-07/0010
«WUNDERHEILUNGEN» IM AFFEKTIVEN FELD

VON HANS BENDER

Etwa sieben Monate vor seinem Tode - im Dezember i960 - hatte ich
mit C. G. Jung ein Gespräch über außergewöhnliche, in seiner Terminologie
«synchronistische» Erscheinungen, das auf Tonband aufgenommen
wurde. Es war die Rede von kausal unerklärbaren sinnvollen
Koinzidenzen - bedeutungsvollen «Zufällen», Ahnungen, Wahrträumen
, Orakeln - und der psychischen Verfassung, die das «Wunderbare»
begünstigt. In diesem Zusammenhang kam Jung auf eine blitzartige
Heilung zu sprechen, die er vor einiger Zeit erlebte:

«Ein Landarzt schickte mir ein junges Mädchen, das an einer chronischen
Schlaflosigkeit litt und alle erdenklichen Mittel ohne den geringsten
Erfolg genommen hatte. Er wollte, daß ich die Patientin hypnotisiere
oder psychoanalysiere - und das in einer Stunde! Es war eine sehr
liebenswerte Volksschullehrerin, die sich in ihrem Beruf ungemein viel
Mühe gab. Ich hatte Mitleid mit ihr und dachte: sie sollte natürlich entspannen
- aber wie kriege ich sie dazu? In einem Moment war ich ganz
von dem Gedanken gefangen: Was kann ich da tun? Wie könnte man
ihr helfen? Da hörte ich die Stimme meiner längst verstorbenen Mutter,
die meiner längst verstorbenen Schwester als Kind ein lullaby sang - von
einem kleinen Mädchen, das in einem kleinen Schiff sitzt und den Rhein
hinüberfährt. Und dann sagte ich, ohne weiter nachzudenken: Sehen
Sie, beim Segeln kann man sich wunderbar entspannen, wenn man den
Wind von hinten hat und man setzt einen Spinnaker und fährt da leise
den See hinauf. Das ist Entspannung. Aber - pardon - es ist schon 5
Uhr. Leider kann ich weiter nichts mehr für Sie tun. Adieu!»

Jung hörte nichts mehr von der Patientin. Vier Jahre später traf er
auf einem Kongreß den Landarzt, der sie zu ihm geschickt hatte. Dieser
sprach ihn auf den Fall an und berichtete: «Sie kam heim und war geheilt
, ging ins Bett und schlief wie ein Kind. Es hat seither gehalten.»
Dann wollte er wissen, wie Jung das gemacht hatte: «Ich war natürlich
betreten und wußte nicht, was ich ihm antworten sollte. Ich konnte doch
nicht sagen, ich habe ihr ein lullaby gesungen. So gab ich ihm zu verstehen
: Ich hätte ihr geraten, sie müsse halt entspannen, und ich hätte
versucht, ihr die Entspannung beizubringen, was offenbar gelungen sei.


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