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HANS BENDER

seitige Identifikation machte es ihm nämlich möglich, durch ein unbewußtes
Nacherleben die Lage seines Patienten intuitiv zu erfassen. Arzt
und Patient verstanden sich unbewußt, und so konnte Zulliger dem jungen
Mann eine seiner Situation und ihren Hintergründen angemessene
Suggestion geben, «die einem kleinen Stoß gleichkommt, der im Patienten
das Bereitliegende in Bewegung setzt.» Der Patient - erklärt
Zulliger - mußte gegen den Vater revoltieren, den Tyrannen gleichsam
stürzen, seine Aggressionen nach außen hin aktivieren und am Vorbild
einer anderen Autoritätsperson sein Über-Ich «normalisieren». Dann
konnte er das Symptom Bettnässen aufgeben. Was blitzartig von Zulliger
intuitiv erkannt wurde, wird in seinem Bericht mit Modellvorstellungen
der Psychoanalyse begründet: Störungen in den verschiedenen Stufen
der Libidoentwicklung, vor allem in der phallischen Phase, «weil während
ihres Verlaufes die Abwicklung eines normalen Ödipuskonfliktes
nicht stattfinden konnte: der Vater <stellte> sich dem Sohn nicht» (S. 252).
Die Suggestionen berücksichtigten diese Verhältnisse, indem sie Maßnahmen
vorsahen, die für Max den tyrannischen Vater entwerteten, und
weitere, welche die auf den Vater projizierten oralen Versagungen, das
Entwöhnungstrauma, aufhoben.

Zulliger stellte die in unserem Zusammenhang wichtigste Frage: Wie
kam es zu dieser sofortigen Identifikation des Therapeuten mit dem Patienten
? Wie kam dieser affektive Kontakt zustande, der das unbewußte
Einverständnis, die intuitive Diagnose und die gezielten Suggestionen
ermöglichte? Die Antwort gibt er als «persönliche Preisgabe»: im Gegensatz
zu Rehder erkennt er seine Rolle im affektiven Feld - er hat sich über
den Fabrikdirektor geärgert, es hat ihn gereizt, daß es diesem «Händler»
gelungen war, mit ihm wie mit einer Marionette umzugehen, ihn zu
manipulieren, wie er es mit seinen Familienangehörigen, insbesondere
mit Max, zu tun gewohnt war. Dieser Affekt, verbunden mit dem Mitleid
, das er für Max empfand, führte zur Identifikation und bewirkte, daß
Zulliger später «mit etlicher Wonne den Herrn B. am Telefon kommandierte


Wie bei Rehder eine intensive affektive Spannung durch den Wunsch
entstand, den geistigen Heiler zu entthronen, so entstand sie hier durch
den Wunsch nach Entmachtung des Vaters. Offenbar konstellierte die
Situation bei Zulliger einen archaischen Affekt, den «infantilen Vaterkomplex
», über dessen «mächtigen unbewußten Beitrag von Feindselig-


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